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Creams - Creams

Creams- Creams

Sportklub Rotter Damm / Believe
VÖ: 18.03.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Es ist Zeit

Hallo, Echo? Stille. Da kommt nichts zurück. Deutschlands Musikpreis, alljährlich verliehen von der Deutschen Phono-Akademie, die sich statt an Qualität lieber an der Quantität orientiert – also nach Verkaufszahlen und Chartspositionen –, war ja schon immer eher mehr Witz denn Wahrheit. Aber wer 2016 auf die Gewinnerliste schaut, könnte auf den Gedanken kommen, dass es um die hiesige Musiklandschaft nicht allzu gut steht: Wenn die heilige Helene sich an der Menge ihrer Awards glatt verheben könnte und sogar ein paar südtiroler Schreckgespenster eine Trophäe mit nach Hause nehmen dürfen, fühlt sich das an wie ein Mittelfinger in der Wunde all jener, die fest daran glauben, dass es doch noch etwas Besseres als das geben muss.

Manchmal muss man eben nur genauer hinhören. Oder richtig suchen: Dann entdeckt man auch so eine kleine, aber feine Formation wie Creams, deren Mitglieder einst in Elmshorn aufwuchsen und sich nach ein paar Jahren schließlich in Leipzig wiederfanden. Das selbstbetitelte Debüt des Trios klingt zugegeben gänzlich undeutsch, was nicht nur an den englischsprachigen Texten liegt. Und dennoch sollte man daran festhalten – denn die Mischung aus Indie-Rock, Post-Punk und Shoegaze ist nicht nur Echo-Kontrastprogramm, sondern geradezu Balsam für die mittelfingergepeinigte Seele. Vielleicht liegt der internationale Sound auch am Produzenten-Team, das neben Fritz Brückner, der bei "Ships will come" von der auch aus Leipzig kommenden Band Warm Graves hinter den Reglern saß, eben auch aus Joe Haege von den Portland-Rockern 31Knots, Menomena und Tu Fawning besteht. Wie dem auch sei: Creams sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Zeit, das ist eh so ein Thema bei dem Dreier: Gleich drei der zehn Stücke auf "Creams" spielen damit, allen voran der hervorragende Opener "Within quiet hours", der ganz und gar nicht so quiet ist, wie sein Titel glauben lassen will. Mit rasiermesserscharfer Wire-Gedächtnis-Gitarre und polterndem Schlagzeug starten Creams auf ins Gefecht, um sich im düsteren "Minute's hour" die beim Kampf zugezogenen Wunden zu lecken. Den Höhepunkt erreicht die Zeitreise aber mit dem kurz vor Schluss des Albums noch mal für ordentlich Druck sorgenden "March of time", das derart auf die Tube drückt, als würde die Sanduhr gleich auslaufen. Stattdessen vibriert sie nur ordentlich, um nach Verklingen der letzten Note von "Devotion" schließlich einfach zu platzen.

Wirklich hart sind Creams dabei nicht mal. Die drei Herren bringen immer wieder Elemente des Neunzigerjahre-Emo-Rocks in ihrer Musik unter, der sich eben auch durch seinen stetigen Wechsel aus Wut und Wehmut auzeichnete. So ist etwa "Sins" vergleichsweise ruhig, oder zumindest von einer eher emotionalen denn stürmischen Intensität getrieben, während "Love and disease" an die poppigeren Stücke von Editors erinnert, ohne auch deren sterile Kühle zu übernehmen – oder ist es kühle Sterilität? Wie dem auch sei: Auf "Creams" bleibt es jedenfalls warm, aber nicht immer wohlig. Will es auch gar nicht. Um sich festzubeißen, braucht man eben Zähne, und die darf man auch mal fletschen. Damit landet man wohl nicht beim Echo, aber man bekommt welches, so auch von uns. Gut gemacht, Jungs!

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Within quiet hours
  • Love and disease
  • Sins
  • March of time

Tracklist

  1. Within quiet hours
  2. When everything appears
  3. Tangent
  4. Love and disease
  5. Minute's hour
  6. Values
  7. Lost
  8. Sins
  9. March of time
  10. Devotion

Gesamtspielzeit: 38:37 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-05-03 18:26:55 Uhr
Frisch rezensiert.

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