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Mexrrissey - No Manchester

Mexrrissey- No Manchester

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 18.03.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Vegane Tortillas

Frisch eingerichteter offizieller Twitter-Account hin oder her: Die Ankündigung eines Comebacks von The Smiths würden die meisten mit einem ungläubigen "Erzähl keinen Scheiß!" kommentieren. In Mexiko sagt man in so einem Fall "¡No manches!" – und hat es zumindest lexikalisch nicht mehr weit bis Manchester, der Heimatstadt des legendären Vierers. Eine Steilvorlage, die sich Camilo Lara für dieses Cover-Album natürlich nicht entgehen lässt: Bereits auf Mexican Institute Of Sounds "Soy sauce" erwies er sich bei einer entwurzelt daherwankenden Fassung von The Verves "Bitter sweet symphony" als anglophil. Bekennender Morrissey-Fan ist der Mexikaner außerdem – Gleiches gilt offenbar für Sergio Mendoza und Jacob Valenzuela von Calexico, Ex-Molotov-Bassist Jay De La Cueva und Monterreys Rock-Lokalmatador Chetes, die ebenfalls mit von der Partie sind bei diesem Morrissey-Cover-Album.

Beste Voraussetzungen also für eine Supergroup mit leicht bemühtem Namen, die auf ihrem Debüt beständig zwischen parodistischem Humor und aufrichtiger Verehrung hin- und herdeliriert. Letztere geht sogar so weit, dass für "No Manchester" ausschließlich Songs in die Tüte kommen, die der Mozzer unter eigenem Namen veröffentlicht hat, bevor Lara und Kollegen ihnen mit landestypischen musikalischen Mitteln zu Leibe rückten. Will heißen: Brit-Pop, New-Wave-Gitarren und schluchzende Streicher raus, Mariachi-Trompeten, Cumbia-Rhythmen, Latin-Beats und Akkordeon rein – und alles en español, por favor. Morrissey scheint so etwas schon ansatzweise geahnt zu haben, als er in "The bullfighter dies" zuletzt "gaga" auf "Málaga" reimte. Mexrrissey und dem Hörer sei dieser ebenso liebenswerte wie dezent sinnfreie Spaß jedenfalls gegönnt.

Denn auch ohne blaue Bohnen ist es zum Schießen, wie "The last of the gang to die" unter dem Alias "El primero del gang" mit fidelen Handclaps und jubilierenden Burrito-Bläsern Richtung Tex-Mex-Rocker überschwappt und genauso ein Hit bleibt wie das unantastbare Original. Maximale Textsicherheit in der Muttersprache versteht sich dabei ähnlich wie auf "Du bist das Opfer" vom bayerischen Morrissey-Impersonator Perrecy von selbst – sieht man einmal von "The last of the famous international playboys" ab, das die kalifornische Singer-Songwriterin Ceci Bestida als "International playgirl" einer Geschlechtsumwandlung inklusive aufgeregt menschelnden Percussions und leichten Girl-Punk-Anklängen unterzieht. Und auch die inbrünstig trötende "Suedehead"-Interpretation "Estuvo bien" macht als Melancholiebolzen mit Sombrero eine ausgezeichnete Figur.

Hardliner, die ob der kuriosen Darbietungsform die Nase rümpfen, sollten also nicht allzu verbissen auf ihren veganen Tortillas herumkauen: "No Manchester" behandelt Morrisseys Songs zumeist mit dem gebotenem Respekt und nähert sich in "Cada día es Domingo" besonders dem postnuklearen Klagelied "Everyday is like Sunday" auf äußerst einfühlsame Weise. Die fünf Live-Aufnahmen, die Mexrrissey angesichts des knapp bemessenen Studiomaterials zusätzlich spendieren, bringen außer ein paar fliegenden Wechseln am Mikro und vorwitzig sirrenden Keyboard-Moskitos zwar wenig neue Erkenntnisse – doch dass auf der Live-Setlist auch Titel wie "Panico" oder "Mi novia está en coma" stehen, lässt vermuten, es könnte schon bald heiter weitergehen. Und auch das wäre allemal unterhaltsamer, als sich einen Tequila ins Auge zu kippen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • El primero del gang
  • Cada día es Domingo
  • Estuvo bien

Tracklist

  1. El primero del gang
  2. Cada día es Domingo
  3. International playgirl
  4. México
  5. Estuvo bien
  6. Entre más me ignoras, más cerca estaré
  7. Me choca cuando mis amigos triunfan
  8. El primero del gang (Live at RadioLoveFest WNYC, BAM, NY)
  9. International playgirl (Live at RadioLoveFest WNYC, BAM, NY)
  10. Estuvo bien (Live at RadioLoveFest WNYC, BAM, NY)
  11. Cada día es Domingo (Live at RadioLoveFest WNYC, BAM, NY)
  12. México (Live at RadioLoveFest WNYC, BAM, NY)

Gesamtspielzeit: 47:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
fürwahr
2016-06-06 03:14:33 Uhr
Zauberhaft!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2016-04-20 22:26:39 Uhr
Frisch rezensiert.

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