Larkin Poe - Reskinned
Vertigo / Universal
VÖ: 18.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Liebe Schwestern, böse Mädchen
Unterhält man sich mit männlichen Bekannten über Larkin Poe, ist neben dem musikalischen Œuvre des Duos aus Atlanta meist eine Frage zentral: Welche von den beiden Lovell-Schwestern ist eigentlich heißer, Rebecca oder Megan? Ob des ausgesprochen hohen Ästhetikfaktors der beiden Damen eine nicht ganz unwichtige Frage, die im Folgenden aber nur eine untergeordnete Rolle spielen soll, geht es doch viel mehr um das neue und doch nicht ganz so neue Werk der beiden.
Schließlich ist "Reskinned", das hierzulande als ihr Debüt vermarktet wird, ja irgendwie schon mal erschienen, als "Kin" nämlich, dem ersten US-Langspieler der zwei Schwestern, um jetzt als soundtechnisch aufpolierte und um fünf neue Songs ergänzte Version auch die Herzen der Fans diesseits des Atlantik höher schlagen zu lassen. Schon der (neu komponierte) Opener "Sucker puncher" ist ein amtliches Bluesrock-Brett, abgelöst von einem weiteren ganz neuen Stück, "Trouble in mind", das angenehm an "Gold on the ceiling" von den Black Keys erinnert. Rebecca Lovells großartig souliges Organ wirkt mit leichter Verzerrung noch dreckiger und passt wunderbar zu den sumpfigen Riffs, die Megan auf ihrer Lapsteel aufheulen lässt, die Femme-fatale-mäßigen Texte tun ihr übriges: "I'll break your heart / Just for the kicks / I'm a bonified sucker / I like a quick fix." Auch in "P-R-O-B-L-E-M", das Led Zeppelin beschwört, geht es um das "Good girl gone bad"-Motiv, das sich wie ein roter Faden durch das Album schlängelt. Die (neue alte) Singleauskopplung "Don't" kommt angesichts dieser geballten Girlpower aber fast ein bisschen zu zahm-eingängig daher.
Ein totaler Stilbruch ist dagegen "Stubborn love", das ebenfalls bereits auf "Kin" erschienen ist und eine bezaubernde Hymne auf die Geschwisterliebe der beiden Damen ist, hier ist ausnahmsweise auch mal Megans Stimme zu hören, die sich zuckersüß über eine Folk-Pop-Melodie à la Peter Bjorn And John zwitschert. Apropos süß, das neu aufgelegte "Sugar high", das sich lasziv über einen wuchtigen R'n'B-Beat räkelt, dürfte den Blutzuckerspiegel durch reines Hören erhöhen – und mit Zeilen wie "Give you a sugar high / Pop the top and drink me dry" die Fantasie nicht nur der oben genannten Herren beflügeln. Noch mehr in die R'n'B-Schiene geht es mit "Blunt", einer neuen Nummer, die auch Missy Elliott begeistern könnte. Im Schlusssong "Overachiever" wird es dagegen ganz leise, Rebeccas Stimme wird einzig von Piano und zarten Chorälen begleitet und klagt so wunderbar verletzlich über die Geißeln des Perfektionismus, dass man unweigerlich eine Gänsehaut bekommt.
Gehäutet haben sich Larkin Poe, die sich nach ihrem Urgroßvater benannt haben und tatsächlich ganz entfernt mit Edgar Allen Poe verwandt sind, auf ihrer alten neuen Platte "Reskinned" in der Tat. Waren sie am Anfang ihrer Karriere noch diese zwei Folkmädels, die auf Dobro und Akustikklampfe klimperten, fahren sie jetzt auch ordentlich die Krallen aus, statt Blumen im Haar gibt es Lederjacken, statt Dobro heulende E-Gitarre und statt Folk eine gelungene Mischung aus Blues und Pop mit ein paar Genre-Abstechern. Steht ihnen.
Highlights
- Sucker puncher
- Trouble in mind
- Stubborn love
- Overachiever
Tracklist
- Sucker puncher
- Trouble in mind
- Don't
- When God closes a door
- P-R-O-B-L-E-M
- Stubborn love
- Jailbreak
- Banks of Allatoona
- Sugar high
- Blunt
- Crown of fire
- Overachiever
Gesamtspielzeit: 40:18 min.
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Referenzen
The Lovell Sisters; The Temperance Movement; Rival Sons; Jace Everett; Neko Case; Alabama Shakes; The Black Keys; Factory Brains; The Delta Saints; Hanni El Khatib; Martin Harley; Caught A Ghost; Miley Cyrus; Nikki Lane; The Civil Wars; Beans & Fatback; Black Pistol Fire; Little Big Town; TJ Stafford; Frazey Ford; Cage The Elephant; Carolina Chocolate Drops; Buddy Miller; White Phosphorus
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