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Aoife O'Donovan - In the magic hour

Aoife O'Donovan- In the magic hour

Yep Roc / Cargo
VÖ: 29.01.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schallschatten

Aoife O'Donovan ist so zierlich wie ihre Musik, die aus kaum mehr als gehauchten Gitarren, zwitschernden Violinen und hie und da angestupsten Klaviertasten besteht. Und gerade wegen der melodischen Zartheit, der merkwürdig intimen Atmosphäre, ängstigt man sich, dass hier etwas abrupt zerbröckeln könnte. Das ist der Clou von "In the magic hour", das wirklich Magische an O'Donovans zweitem Solo-Album nach zig Stationen in Bands wie Crooked Still oder Sometymes Why. Mit der magischen Stunde meint sie nicht das Album, das kaum vierzig Minuten dauert, sondern einen Ort. Einen geistigen oder verschollenen, in dem Schatten so bedeutungslos sind wie die Ideen, die sie andeuten. O'Donovan singt in tiefer Stimme von der Zeit und Ferne, in der sie noch mit ihrem Großvater am Strand spazierte.

Dieser wurde ihr vom Tod – wie sie wähnt – genommen und ist nur noch in der Erinnerung oder im Unerreichbaren. Und das versteht sie nicht. Das macht sie kirre. Das macht sie brutal. Drum schleudert sie Knochen ins Meer. Schreit zum Jupiter auf. Versucht sich in den Brauchtümern des irischen Folks als Trauerbegleitung. In "Donald Og" spukt der großväterliche Gesang im Ausklang noch mit. Sonst mystifiziert O'Donovan die Erinnerungen an ihn in der dämmrigen Zwischenzone. All die Mortalität lassen sie in der Country-Serenade "Hornets" und der keltischen Abwandlung davon ("Magpie") stolpern. Ihre Gefühlsballungen verursachen eine subtile Spannung im Folk von "Stanley Park". Die Stücke sind impressionistisch, weil sie versuchen, die verlebten Augenblicke kaum überdacht einzufangen. "Magic hour" ist Kammerpop, eingeleitet von einem E-Piano, das stark an "God only knows" von den Beach Boys erinnert und in einen wundervollen harmonischen Refrain stakst.

"Porch light" wandelt als Ballade in Alison-Krauss-Americana. "The king of all birds" ist selbstverständlich O'Donovans Großvater. Begleitet von verwegenen Streichern tänzelt sie im diskreten Samba über harsche E-Gitarren und Bläser, die zirpende Vögel nachahmen. Sie grübelt darüber, eine einsame Eule zu sein, die sich ihrer Federn entledigt und als Gabe darbietet. Der Vogelkönig konnte sie noch mäßigen. Alleine ist sie flügge und erschwert sich ihr Verschwinden wie dadurch, dass sie erinnert werden möchte. Tucker Martine, Produzent der letzten Alben von My Morning Jacket, The Decemberists und Modest Mouse, gelingt es, eine Art von Schallschatten auf das Album zu bannen. Die bauen die Brücke zwischen der feinfühligen Musik und der morbiden Stimmung. Springsteen zufolge hat jeder ein hungriges Herz. O'Donovan sicherlich nicht. Auf ihrem Solo-Debüt "Fossils" hatte sie ein blendend glühendes Herz. Dieses glimmt nun, dafür intensiver.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Stanley Park
  • Magic hour
  • The king of all birds

Tracklist

  1. Stanley Park
  2. Magic hour
  3. Porch light
  4. Hornets
  5. Magpie
  6. Donal Og
  7. The king of all birds
  8. Not the leaving
  9. Detour sign
  10. Jupiter

Gesamtspielzeit: 39:17 min.

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Armin

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2016-02-10 22:25:05 Uhr
Frisch rezensiert!

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