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Krank - Ins Verderben

Krank- Ins Verderben

This Charming Man / Cargo
VÖ: 04.12.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schimmelrasur

Krank sind eine Band. Nun gut, was heißt Band, sie sind zu zweit, aber irgendwie auch kein Duo. Alles klar soweit? Der Reihe nach. Angefangen hat alles als Homerecording-Versuch von zwei Typen, die mehr oder weniger durch die erzieherische Hardcore- und Punk-Schule gingen, und es bisher zu einer Seven-Inch und einer Split-Single brachten. João schreibt Songs, Jan singt. Okay, singen ist vielleicht nicht ganz korrekt, aber dazu später mehr. João ist Portugiese, derzeit lebt er in Schweden. Mit Deutschpunk hat er nichts am Hut und bekommt nur wenig davon mit, was Jan, gebürtiger Ostwestfale, an politischen, sozialkritischen und persönlichen Themen umtreibt. Eine Konstellation, die eigentlich zum Scheitern verurteilt ist – aber gerade wegen der transportierten Haltung so passgenau funktioniert.

Die Messlatte in Sachen härterer deutschprachiger Punkrock-Wettspiele liegt derzeit ohnehin recht weit oben: Grand Griffons "Mattachine" im letzten und Freiburg mit "Brief & Siegel" in diesem Jahr etwa taten ihren Senf dazu. Krank reihen sich leistungsmäßig vollends ein, sind auf ihrem Debüt "Ins Verderben" aber noch ein wenig direkter, kaltschnäuziger und schnörkelloser. Subtil wie eine Dampfwalze prügeln sich die beiden Kumpels, bei den Aufnahmen unterstützt von Musikern aus dem Turbostaat-Umfeld, durch die 12 Songs. Sie brauchen dafür gerade einmal gut 22 Minuten (!) und vergessen trotz aktuer Verweigerung fröhlichen Adventssingens dennoch nicht das Hit-Schleifchen an diesem Paket.

Der Opener "Halbmast" ist so eine dieser vielen nachhallenden Lieblingsbestien und schimpft auf politische und gesellschaftliche Entscheidungsträger ohne Rückgrat. Die Konsumindustrie und willenlos shoppende "So muss Technik!"-Lemminge bekommen ihr Fett in "Kauf Dich glücklich" ab. "Ins Verderben" ist vor allem eines: schnell und schrill. Irgendwo zwischen scharfkantigem Lo-Fi-Garagenpunk, 80er Deutschpunk und klassischem US-Hardcore bellt und keift Jan seinen Zorn ins Mikro, ohne Schnickschnack, bis die Stimmbänder am piepsenden Faden baumeln – und die Spucke am Mikro.

Doch diese rohe Gewalt ist nur aufs erste Hören monoton. Krank bemühen sich in all dem Lärm um Struktur, begeistern mit Hooks, Tempowechsel und sich schwindlig galoppierender Drums. Der "Karlsquell Samurai" oder das Anti-Provinzmief-Stück "Pötschke" flankieren Jans Stimme mit scharf gewetzten, aber melodieseligen Rock'n'Roll-Riffs, während "Der Abgrund" auch mal den Fuß vom Gas nimmt. Die Kompromisslosigkeit steht Krank dennoch verdammt gut: Der fulminante Metallbesen "Tote Zeit" benötigt nur gut eine Minute, um im Keller den Schimmel von der Wand zu rasieren. Wer kann, der kann.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Halbmast
  • Tote Zeit
  • Pötschke
  • Hase im Pfeffer

Tracklist

  1. Halbmast
  2. Karlsquell Samurai
  3. Kauf Dich glücklich
  4. Tote Zeit
  5. Schall und Rauch
  6. Der Abgrund
  7. Pötschke
  8. Regenschatten
  9. Frühstücksbrot
  10. Hase im Pfeffer
  11. Kampf gegen Windmühlen
  12. Betontürme

Gesamtspielzeit: 22:39 min.

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User Beitrag

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2799

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-27 13:58:58 Uhr
AFD & Höcke im Göbbels-Fieber, die Syrien-Annihilation, Einweihung der Elb-Philharmonie, Eu-Wahnsinn und “Flüchtlingskrise” – einige Gründe um KRANK zu feiern. Die Hamburger D-Punker melden sich pünktlich zum großen Wahljahr mit ihrem zweiten Album “Die Verdammten” zurück.

Mit „Fortschritt der Vernunft“ präsentieren wir heute das erste Video aus dem Album.


Wullmema Fan
2015-12-26 11:43:32 Uhr
Sagt mal, gibt's hier eigentlich auch paar knallharte Fans von Wullmema?
Horst T.
2015-12-26 11:19:30 Uhr
Ganz okay

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-12-21 21:50:15 Uhr
Frisch rezensiert!

Meinungen?

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