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Archive - Unrestricted

Archive- Unrestricted

Dangervisit / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 04.12.2015

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

In die Schranken

Beschränkungen? Nichts für Archive. Schließlich geht es bei den Briten bereits seit 1994 stilistisch hoch her: von ihren TripHop-Anfängen auf "Londinium" und "Take my head" über Progressive-Rock mit Versatzstücken aus Alternative, HipHop und elektronischem Gekokel bis hin zu den den magisch morphenden Klanginstallationen des Albums "Axiom", das gleichzeitig als Soundtrack zu einer düsteren Kurzfilm-Dystopie fungierte. "Restriction" gab sich dann Anfang 2015 vergleichsweise aufgeräumt und konterte die Polarlandschaft im Artwork mit heißlaufenden Brit-Rockern und glühenden Balladen aus der Zwischenwelt von Dunkelheit und Melancholie. Und nach über 20-jährigem Bestehen fügt die Band mit dieser Remix-Ausgabe des jüngsten Albums ihrem Gesamtwerk erneut etwas noch nicht Dagewesenes hinzu. Vom Original bleibt lediglich die Reihenfolge der Tracks, ansonsten war bei Archive noch nie so wenig Archive wie hier. Gut oder schlecht? Nach allen Seiten offen oder nicht ganz dicht?

Jedenfalls verfährt auch "Unrestricted" zumeist nach dem Prinzip, das dem mitunter gewöhnungsbedürftigen Format Remix-Album nun einmal zugrundeliegt: alles auseinanderschrauben, wieder zusammensetzen und dann schauen, ob das Ganze noch läuft. Dass Archive dafür weitgehend unbekannte Acts verpflichten, spricht sie vom Verdacht bloßen Namedroppings frei – der Kieler Ambient-Elektroniker Ulrich Schnauss und der britische Post-Grime-Schrauber Toby Ridler alias Becoming Real sind schon die bekanntesten Mitwirkenden. Und liefern beileibe nicht die schlechtesten Variationen ab: Ridler funktioniert das funky Rollkommando "Ruination" in einen fiebernden Acid-Track um, Schnauss schiebt einen Sepia-Filter aus digitalem Shoegaze vor das träumerisch perlende "Black and blue" und flickt dem Stück abgesehen von latent beunruhigendem Grundrauschen erfreulich wenig am Zeug. Nicht zuletzt Holly Martins raumgreifender und weitestgehend unbeschadeter Gesang dankt es ihm.

Nicht alle Remixer erweisen sich als so umsichtig: Bei "Half built houses" etwa schleifen Yours aus Toronto Maria Qs Stimme über sämtliche Pitchshifter-Kanäle, bis so gut wie nichts mehr von einem wunderbaren Song übrig ist, und das Titelstück von "Restriction" hängt bei Mermaids zwischen Dubstep und perkussivem Klöppel-Techno wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Gut, dass wenigstens "Kid corner" unkaputtbar bleibt und auch in der flirrenden Bearbeitung der Brightoner GAPS unterschwellige Gereiztheit aussendet – wie es sich für einen Song über bewaffnete Minderjährige gehört. In anderen Momenten hingegen kann der Hörer die Gebilde aus Industrial-Hop, fragmentierten Breakbeats oder angejazzten Electronica absuchen, wie er will – Archive sind oft einfach nicht zu finden. Wenn sie demnächst wieder auftauchen, sollten Darius Keeler und Kollegen also bitte Überzeugenderes vorzuweisen haben als eine etwas disparate Track-Sammlung wie diese. Und sich vielleicht doch einmal selbst in die Schranken weisen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Kid corner (GAPS remix)
  • Ruination (Becoming Real remix)
  • Black and blue (Ulrich Schnauss remix)

Tracklist

  1. Feel it (Isan Belone Belone remix)
  2. Restriction (Mermaids remix)
  3. Kid corner (GAPS remix)
  4. End of our days (Moon Gayngs remix)
  5. Third quarter storm (Skalpel remix)
  6. Half built houses (Yours remix)
  7. Ride in squares (Wolfe remix)
  8. Ruination (Becoming Real remix)
  9. Crushed (Shaw And The Beat remix)
  10. Black and blue (Ulrich Schnauss remix)
  11. Greater goodbye (Van Rivers remix)
  12. Ladders (Clarence Clarity remix)

Gesamtspielzeit: 56:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
wer
2015-12-22 15:11:14 Uhr
sie probieren halt einfach alles aus und Grifftiths/Keeler sind verehrungswürdig....doch wenn sie kein Live-Album mit der tollen Version von "Nothing else" rausbringen kann ich ihnen das weniger als das Remix-Album verzeihen.
Pivo
2015-12-22 14:22:59 Uhr
Ich huldige normalerweise allem was Archive so herausbringt und habe mir auch alle Scheibe von den Jungs und Mädels geholt (außer die beiden Frühwerke), aber ein Remix-Album....??? Braucht überhaupt ein Mensch sowas..... Ich möchte die Songs hören, so wie der Künstler sich die Lieder selbst gewünscht hat.... Was nützt mir da eine "Neuerfindung" des gebrauchten Materials....?? Das ist ähnlich wie die Best-Of-Scheiben die vor Weihnachten traditionell die Läden fluten.... Geldmacherei, sonst nix.....
wer
2015-12-21 22:31:42 Uhr
gerade nach der Rezi, aber mal reinhören..
wer
2015-12-21 22:15:38 Uhr
Bei den Remixern gibt es evtl. Referenzen zu Etienne de Crecy...die "Super Discount" damals war was feines, aber großer Archive-Verehrer und alle Experimentierfreudigkeit hin oder her - da werd ich wohl aufs nächste "richtige" Album warten.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2015-12-21 21:45:32 Uhr
Frisch rezensiert!

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