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Shye Ben Tzur, Jonny Greenwood & the Rajasthan Express - Junun

Shye Ben Tzur, Jonny Greenwood & the Rajasthan Express- Junun

Nonesuch / Warner
VÖ: 20.11.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf Suche mit Siddharta und Sitar

Ehrfürchtig thront die Mehrangarh-Festung auf einem Hügel im nordwestindischen Jodhpur. An diesem von Mythen ummantelten Ort fand sich im Frühjahr 2015 das "Junun"-Projekt ein, um sich auf eine Suche zu begeben, die ähnlich der von Hesses Siddharta nach etwas trachtete, das alle Menschen miteinander vereint. Was für Siddharta eine Daseinsform, das Atma ist, sollte in "Junun" musikalisch beleuchtet werden. Denn dieser mehrdeutige Hindi-Begriff umschreibt zugleich Obsession und Irrsinn, Passion und Verrücktheit. Nicht ohne Grund wurde dem Begleitfilm zu diesem Album, der ersten Dokumentation von Paul Thomas Anderson (zuletzt: "Inherent Vice"), der Zweittitel "Wahnsinn der Liebe" beigefügt.

Ein vom israelischen Komponisten Shye Ben Tzur angeführter musikalischer Supersuchtrupp also, im Versuch dieses universelle Hülsenwort Liebe mit Substanz zu füllen. Seit Jahren wandert Ben Tzur rastlos zwischen Welten der traditionellen indischen Musik und sufistischen Lehren. Die von ihm geschriebenen Stücke wurden vom Rajasthan Express eingespielt, einem leicht nach Bollywood klingendem 19-köpfigen Großkollektiv. Radioheads Multiinstrumentalist Jonny Greenwood und ihr Produzent Nigel Godrich ergänzen wenig, aber gerade das, was "Junun" so anregend macht.

Denn vorerst ist dieses einstündige Rätsel eines Doppelalbums geradezu psychedelisch ausartend. Es wird einer mystischen Poesie gleichend auf Hebräisch, Hindi und Urdu gesungen. In unüberschaubarer Instrumentenvielzahl, gerade indische Sitar oder Sarod, wird virtuos, verträumt und konfus aufgespielt. Eine Klangvielfalt, die Godrich so treffend scharf produziert hat, dass man sich in jeder dieser hypnotischen Spuren zu verlieren droht. Greenwood tritt selten aus diesem Durcheinander hervor, mal mit seinen typisch feinfingrigen Gitarrenpickings in "Allah elohim" oder "Ahuvi", mal durch gehetzte E-Drums im Opener. Er, der mit-federführende Radiohead und die Soundtrackstütze der Filme Andersons, agiert in einer Nebenrolle.

Experimentell und jazzig ist der Neunminüter "Kalandar" mit der sich ständig wiederholenden, schlängelnden Flötenmelodie. "Chala vahi des" lebt vom wunderschönen Damenchor aus Afshana Khan und Razia Sultan. Wo dieses Vielerlei geisterhaft und gewollt schemenhaft bleibt, stoßen hin und wieder die kraftvollen Bläser des Rajasthan Express durch. "Julus" und "Junun brass" sind diese Momente erhabener Klarheit, in denen gefunden scheint, weswegen sich diese Künstlergruppe aufgemacht hat. Denn wie Siddharta seinem Freund Govinda erklärt hat, ist die Welt vollkommen im Unvollkommenen. Im Sinn des Wahnsinns, dem strukturierten Chaos von "Junun", dessen überbordender Konzentration und meditativer Anspannung.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Hu
  • Kalandar
  • Allah elohim
  • Modeh

Tracklist

  1. Junun
  2. Roked
  3. Hu
  4. Chala vahi des
  5. Kalandar
  6. Eloah
  7. Julus
  8. Allah elohim
  9. Ahuvi
  10. Azov
  11. Junun brass
  12. There are birds in the echo chamber
  13. Modeh

Gesamtspielzeit: 60:01 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2015-12-10 21:19:08 Uhr
Frisch rezensiert!

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