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Jono McCleery - Pagodes

Jono McCleery- Pagodes

If / Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 27.11.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Turmwächter

Das wird man ja wohl noch fragen dürfen: Warum hat Jono McCleery sein neues Album nach Pagoden benannt, diesen im asiatischen Raum auftretenden Türmen?

Das wird man ja wohl nach sagen dürfen: Wir haben keine Ahnung!

Aber wir bieten mal mögliche Erklärungen an, schließlich könnten auf den ersten Blick und nach dem 20. Durchgang Gebäudeassoziationen und Grabstätten buddhistischer Mönche kaum ferner liegen. Möglicherweise ist es das schichtartige Aussehen der Pagoden, das letztlich in einem kohärenten Ganzen zusammenfließt und somit McCleerys drittes Album ganz gut charakterisiert. Oder ein Verweis auf Claude Debussys Werk und den Einfluss des impressionistischen Komponisten auf die Arbeit des in Rotterdam beheimateten Singer-Songwriters.

Belege liefert McCleery gleich im Opener. "The idea of us" ist mindestens so schön wie der Titel selbst, ein theoretisches Beziehungskonstrukt, auf der Akustikgitarre vorgetragen, vom Kontrabass begleitet, mit perkussiven Tropfen versehen und mit Streichern, die nicht nur das Folk-Stück bereichern sollen, sondern eben partiell in ihrem Auftreten das Element der Klassik in McCleerys Musik tragen: "Keep me from you and let me drown in this idea of us."

Zugegeben, auch der Rezensent hatte McCleery bereits ein wenig aus den Augen verloren. Vier Jahre seit seinem weiterhin empfehlenswerten Album "There is" ließen das Bild des Rotschopfs mit der leicht ins Orientalische driftenden Stimmfarbe zunehmend verblassen. Mit "The idea of us" ist es alles wieder da: das nuanciert verträumte Auftreten, das kluge Arrangieren, das wohlige Gefühl des Willkommens und auch das Zugeständnis zur Liebe auf den vierten oder auch erst elften Blick. Sprich: Nicht jedes Stück zündet so unmittelbar wie das mit Pauken aufwartende Ende "So long": Oboe, Flöten, Ringelpiez bimmelnder Glöckchen, ein Zwischenspiel aus Herzschlag-Bass und Plattenknistern. Opulenz à la McCleery.

Es rauscht, knistert und leiert in "Since I", indes macht die Akustikgitarre sämtliche Café-del-Mar-CDs obsolet. "Painted blue" wischt sich Schleierwolken aus den Augen und malt das Himmelblau mit Harfen-Loops. Trotz "Fire in my hands" bringt McCleery in besagtem Song Jazz-Piano, cineastischen Ansatz und Vollblut-Bass in harmonischen Einklang. Das schlicht "Ballade" getaufte Stück könnte Flying Lotus verfasst haben, hat er aber nicht. Sondern McCleery, der für "Halfway" einen sanfteren Aufschlag serviert als Steffi Graf zu besten Zeiten. Großes Tennis halt. Nur eben mit Bass statt Ball, Inhalaten von James Blake, Streichern und Scratches.

Was McCleery an Electronica einbaut, sind meist zarte Pflänzchen. Für "Age of self" dekonstruiert er Robert Wyatts kommunistisches 80er-Jahre-Stück und macht daraus eine fragile Folk-Nummer: "You say the working class is dead, we are all consumers now." "Desperate measure" mausert sich gesanglich zu McCleerys Bill-Withers-Moment, "Bet she does" bezieht sich in seinem Spiel eher auf Nick Drake und "Pardon me" erfüllt den Raum lediglich mit einem Piano und übergibt für das Finale an eine Blues-Gitarre. Wir schließen mit einem Pagoden-Bastel-Tipp für zu Hause: Platte einfach mehrfach kaufen und versetzt übereinanderstapeln. Fertig.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • The idea of us
  • Halfway
  • Bet she does
  • Pardon me
  • So long

Tracklist

  1. This idea of us
  2. Age of self
  3. Since I
  4. Painted blue
  5. Ballade
  6. Clarity
  7. Halfway
  8. Bet she does
  9. Fire in my hands
  10. Desperate measure
  11. Pardon me
  12. So long

Gesamtspielzeit: 45:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-12-11 18:00:15 Uhr
JONO McCLEERY kündigt Deutschlandtour für März an

Wir freuen uns heute Tourdaten für Jono McCleery ankündigen zu dürfen.
Mit "Pagodes" veröffentlichte er bei If Music / Ninja Tune / Rough Trade am 27. November sein drittes Album, nachdem er dieses Jahr auch Portico und Maribou State für ihre Alben seine Stimme lieh.

Im März 2016 kommt Jono McCleery nun endlich auf Tour um seine Songs live vorzustellen.

Die Daten:
12.03.2016 - King Georg (Köln)
13.03.2016 - Haldern Pop Bar (Haldern)
15.03.2016 - Kleiner Donner (Hamburg)
17.03.2016 - Grüner Salon (Berlin)
18.03.2016 - Franz Mehlhose (Erfurt)
19.03.2016 - Bedroomdisco (Darmstadt) *
20.03.2016 - FZW (Dortmund) *
* Darmstadt: + Joy Wellboy / Dortmund: Support von I AM OAK
Tickets: Link / Booking: ZART Agency

"Miles Davis, Massive Attack, John Martyn, Fink, and Radiohead wrapped up in one exquisitely produced sound" - so wurde Jono McCleerys Musik einmal beschrieben. Sein gefühlvoller Gesang erinnert stellenweise an Jeff Buckley oder Chris Martin. Ummantelt ist das ganze von subtil eingesetzten Electronica.

Taub geboren, konnte McCleery erst ab seinem fünften Lebensjahr hören. 13 Jahre später perfektionierte er sein Gitarrenspiel als Musiker für Künstler wie Kate Tempest, Portico, Nick Mulvey oder Jamie Woon.
Die harte Arbeit an seinem neuen, dritten Album hat sich gelohnt: Man kann sich "Pagodes" nur schwer entziehen. Das Zusammenspiel von wunderschönen Melodien, einer futuristischen Produktion sowie berührenden Texten, die vor Dunkelheit nicht zurückschrecken, ist ergreifend. Gleichzeitig zeigt Jono McCleery aber auch immer das Licht am Ende des Tunnels. All diese vielfältigen Elemente, ob nun L.A.-Jazz aus der Flying Lotus-Ära, Drum and Swing Loops oder eben klassische Folk-Elemente werden auf "Pagodes" vereint und machen das Album - inklusive der einzigartigen Stimme McCleerys - zu einem wahren Klangerlebnis für den Hörer.

Die Album-Tracks "This Idea Of Us", "Clarity" und "Age Of Self" kann man sich hier anhören: https://soundcloud.com/jono-mccleery/sets/jono-mccleery-pagodes

Pressestimmen zu "Pagodes"
"Ihm gelingt mit seinem aktuellen Album "Pagodes" ein Kunststück, das ihn von vielen seiner Altersgenossen abhebt: eine Pop-Platte mit Relevanz." (Deutschlandradio Kultur 12/15)
"Großes Tennis halt. Nur eben mit Bass statt Ball, Inhalaten von James Blake, Streichern und Scratches." (Plattentests.de 12/15, Album der Woche KW49)
"Herbstdepression, du kannst kommen, hier ist dein Soundtrack." (Intro 10/15)
"[Jono McCleeery] croont sich mit der Eleganz eines Jazz-Vokalisten in ein Singer/Songwriter-Update 2015, es klingt schon mal so, als hätten Flying Lotus produziert und Labelmate Fink assistiert." (Musikexpress 11/15, 5 out of 6)

MasterOfDisaster69

Postings: 941

Registriert seit 19.05.2014

2015-12-07 11:39:51 Uhr
Da hat der Stephan recht:
"Nicht jedes Stück zündet so unmittelbar wie das mit Pauken aufwartende Ende "So long"

Bei mir helfen da allerdings auch keine 10 weiteren Durchläufe, nicht hier und nicht woanders.

"So long" hat Klasse, der Rest des Albums ist ganz nett...

6.5/10

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2015-12-06 17:59:05 Uhr
Gut, dass Cosmic Egg das gesagt hat. Man darf das ja nicht mögen, aber gewöhnlicher Folk-Pop isses nun nicht.

Cosmig Egg

Postings: 766

Registriert seit 13.06.2013

2015-12-03 19:36:29 Uhr
@0815-Folkpopschrott: alles andere als das... muss es noch ein paar mal hören.
0815-Folkpopschrott
2015-12-02 21:58:40 Uhr
*abfeier*
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