Galactic - Into the deep
Mascot / Rough Trade
VÖ: 17.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Funk sei Dank
Wer nicht in der Jazz-Szene von New Orleans zu Hause ist oder ein Faible für modernen Funk hat, wird wahrscheinlich noch nie etwas von Galactic gehört haben. Der Schreiber dieser Zeilen ist weder das eine, noch hat er das andere. Allerdings gibt es einen Berührungspunkt zwischen dieser in der Szene völlig zurecht bekannten Band und der lauten Welt der Rockmusik. Drummer Stanton Moore – abermals: in der Szene völlig zurecht bekannt und bewundert – hat 2005 mit Corrosion Of Conformity "In the arms of God" aufgenommen. Auch zehn Jahre später immer noch ein Musterbeispiel, wie großartig Jazz-Drumming zu Metal passen kann.
Galactic selbst haben damit natürlich wenig am Hut. "Into the deep" ist eine lupenreine Funk-Platte, auf der Moore bei weitem nicht der einzige herausstechende Musiker ist. Neben den unzähligen Gastsängerinnen und -sängern, unter denen Macy Gray wohl die bekannteste ist, holen vor allem Saxophonist Ben Ellman und Gitarrist Jeff Raines aus jedem Song noch das letzte bisschen Funk heraus. Nach dem instrumentalen, live aufgenommenen und halb improvisierten "Sugar doosie" legt "Higher and higher" gleich ein hohes Tempo vor, das die Platte meistens auch im weiteren Verlauf halten kann. Platz für ausgedehnte Jams räumen sich Galactic nur selten ein. "Into the deep" bleibt in fast allen Momenten songfokussiert, was angesichts der fähigen und abwechslungsreichen Gastvokalisten auch ziemlich smart ist.
Zu den Highlights gehört auf jeden Fall das lasziv mit den Hüften wackelnde "Dolla diva", dessen Hintergrundchöre sofort im Ohr bleiben, ebenso wie der simple, aber geschickt verschachtelte Refrain. Ebenfalls Ohrwurmpotenzial hat das soulige und angenehm spärlich instrumentierte "Domino", ein schöner Beleg dafür, dass es bei guter Musik nicht nur um die Noten, sondern auch um die Pausen dazwischen geht. Soul-Fans sei außerdem die sonnige Ballade "Does it really make a difference" ans Herz gelegt, auch weil Mavis Staples hier am Mikro steht.
Wer eher auf Rhythmen denn auf Gesang steht, wird allerdings ebenso fündig. "Long live the Borgne" ist der wunderbar schief pluckernde Mittelpunkt von "Into the deep" und mit "Today's blues" tauchen Galactic tief ins musikalische Erbe ihrer Heimatstadt ein. Aber auch in den klassischeren Songs finden sich haufenweise zerhackte Gitarren, Rhythmuswechsel und eine Band, die zu jedem Zeitpunkt wie eine perfekte Funk-Einheit klingt. Man sollte künftig mehr von ihr hören.
Highlights
- Into the deep
- Dolla diva
- Right on
Tracklist
- Sugar Doosie
- Higher and higher (feat. JJ Grey)
- Into the deep (feat. Macy Gray)
- Dolla Diva (feat. David Shaw and Maggie Koerner)
- Long live the Borgne
- Right on (feat. Ms. Charm Taylor)
- Domino (feat. Ryan Montbleau)
- Buck 77
- Does it really make a difference (feat. Mavis Staples)
- Chicken in the corn (feat. Brushy One String)
- Today's blues
Gesamtspielzeit: 42:46 min.
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