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Bror Gunnar Jansson - Moan snake moan

Bror Gunnar Jansson- Moan snake moan

Normandeep Blues / Broken Silence
VÖ: 26.06.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Über den Mississippi gelaufen

Einer der interessantesten Aspekte des Mississippi-Blues ist ja der vollkommen kaputte Klang alter Aufnahmen von Howlin Wolf oder Muddy Waters, der mehr oder weniger freiwillig auch zum Vorbild moderner Rockmusik geworden ist. Das Distortion-Pedal auf Anschlag gedreht und noch ein zweites in Reihe geschaltet, versucht so manche Band, den dreckigen Sound in Zeiten klinisch reiner Studioaufnahmen auf Tape (oder häufig auch: auf Computer) zu bannen. Bror Gunnar Jansson gehört dabei zweifellos zu den erfolgreicheren Künstlern. Das liegt allerdings auch daran, dass der Schwede einen feuchten Kehricht auf Rockmusik gibt und sich nicht nur soundtechnisch, sondern auch stilmäßig kopfüber ins Delta stürzt. Nun ist der Mississippi an manchen Tagen bekanntlich ja so staubig, dass man trockenen Fußes zum anderen Ufer laufen kann. Dementsprechend klingt "Moan snake moan" an manchen Stellen auch im besten Sinne wie ein leichter Verkehrsunfall. Jansson versteht es ganz außergewöhnlich gut, das Leidende, Heulende und Melancholische der frühen Blues-Künstler in die Gegenwart zu retten und dabei trotz moderner Aufnahmetechnik nicht die Atmosphäre zu verspielen.

"The church bell's tone" drückt gleich zu Beginn so knarzig aus den Boxen, dass klar ist, "Moan snake moan" will eben keine Kopie der alten Klassiker sein. Im Gegenteil: Jansson ist sich seiner eigenen Stärken durchaus bewusst. Dazu gehören ein wunderbar leiernder Bläsersatz zum Ende des Songs hin, seine grandios nuschelnde Stimme, und der Mut, im weiteren Verlauf der Platte nicht alle Nuancen mit den erwähnten Distortion-Effekten niederzumachen. "William is back" gibt sich musikalisch etwas zurückhaltender, mit seinem Polka-Rhythmus, aber auch wesentlich betrunkener als der Albumauftakt. Das lange Instrumental "One for Earth" zeichnet mit staubigen Akkorden und hohlem Drum-Sound ein karges Portrait des Genres. Und bei "He had a knife in his hand" fängt Jansson mit gespenstischer Gelassenheit die sinistre Grundstimmung der Platte in einem Song ein.

"New mountain ballad no.1" dreht den Spieß dann zu Beginn der zweiten Hälfte ein wenig um. Akustikgitarre, ein leise wimmerndes Cello und Jansson, der bei jedem Wort darum kämpft, seine Stimme so klar wie möglich zu halten, zeichnen ein zumindest etwas helleres Bild. Auch "Butch" hat den Hang zum Klargesang und klingt mit seinen nur von sporadischen Schlagzeug-Fills und vorsichtig mäandernden Hintergrundgitarren noch reduzierter als der Rest der Platte. Eigentlich wäre der Song ein schöner Endpunkt zu "Moan snake moan", stattdessen springt Jansson aber am Ende in "God have mercy" nochmals in den Fluss, natürlich an der sumpfigsten Stelle, die er finden kann.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • The church bell's tone
  • New mountain ballad no. 1
  • God have mercy

Tracklist

  1. The church bell's tone
  2. Moan snake moan (Pt. 1: Rattlesnake)
  3. William is back
  4. One for Earth
  5. He had a knife in his hand
  6. Ain't no grave (Brother Claude Ely)
  7. New mountain ballad no. 1
  8. TV
  9. Butch
  10. God have mercy

Gesamtspielzeit: 48:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Schoko-Bär
2015-08-19 13:17:21 Uhr
Einer der wenigen Künstler die mich die letzten Jahre so gepackt haben.

Reinhören. Einschließlich seines Grandiosen Debüts.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-08-19 01:11:58 Uhr
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