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Frittenbude - Küken des Orion

Frittenbude- Küken des Orion

Audiolith / Broken Silence
VÖ: 21.08.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Es spuckt!

Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unserer beliebten Reihe "Eine Band – ein Tier". Heute mit den sympathischen exilbayerischen Zoologen Frittenbude. Obwohl die hier eigentlich gar nicht so richtig reinpassen. Seit geraumer Zeit zieren nämlich immer gleich mehrere Geschöpfe die Platten der Wahlberliner. Nach "Nachtigall" und "Katzengold" ging es zuletzt samt Elefant ins "Delfinarium", und über den im nördlichen Sternbild stehenden Federvieh-Nachwuchs freut sich augenscheinlich auch das Lama auf dem Cover ihres vierten Albums. Ob es gleich spuckt, auch wenn es so possierlich dreinschaut? Falls ja, wäre das eine höchst unangemessene Reaktion auf "Küken des Orion". Denn Frittenbude bleiben das so ziemlich Beste, was der nachdenklich-sinnstiftenden Seite des Deichkind-Krawalls ohne Jägermeister-Schubrakete momentan passieren kann.

Was auch daran liegen dürfte, dass das Trio inzwischen auf Reisen war – zwar nicht im Weltraum, dafür aber zu fremden musikalischen Gestaden. Elektroniker Jakob Häglsperger etwa verblüffte vor einiger Zeit als Kalipo mit dem vorzüglichen Chillout-Album "Yaruto", und Sänger Johannes Rögner ist seit Neuestem mit Singer-Songwriter und Ex-Bratze-Hälfte Kevin Hamann alias ClickClickDecker unter dem naheliegenden Namen Lama L.A. unterwegs. Tierisches Vergnügen also, das sich auf "Küken des Orion" in ausgeklügelten Soundspielereien und melancholischen Indie-Momenten widerspiegelt. Hier bimmeln versonnen synthetische Glöckchen, dort entlockt Gitarrist Martin Steer seinem Instrument psychedelische Farbenräusche, überall skandiert Rögner Parolen von kämpferisch über zeitkritisch bis zart sinnfrei.

Doch auch "Die Möglichkeit eines Lamas" kann mit lockerer Sequenz und kleinen Glitzertupfern im Refrain nicht verhehlen, dass Frittenbude im Herzen ein ungemütlicher Hybrid aus Elektro-Punk und streitbarem deutschem Sprechgesang sind. Etwa beim wild um sich schlagenden Hooligan-Hop "Stürzende Helden": Ein Elefant – war ja klar – trötet zur Attacke, der Sample-Chor stimmt bedrohlich ein Stammesritual an, Basslinien schmoren verbrutzelt im eigenen Saft, während Rögner angefressen mit allem Unrat der Welt aufräumt. Schon zugänglicher: Stargast Dirk von Lowtzow, der den formidabel groovenden Lebenshilfe-Bolzen "Was am Ende bleibt" mit irrlichternden Background-Vocals veredelt. Das ist keine Diskurs-Disco, sondern ein funkelnder Popsong, der leichtfüßig die Vergänglichkeit der Dinge tanzt.

Eine reizvolle Duplizität, die sich in der Folge fortsetzt: Scharf knarzende Pöbel-Granaten wechseln sich ab mit potenziellen Clubhymnen, dazu streut Häglsperger immer wieder Versatzstücke aus Minimal und Ethno-Trance ein. Nur Rögner hat zuweilen mit der latenten Variationslosigkeit seiner Phrasierung zu kämpfen – doch einem listigen Popkultur-Auskenner wie ihm kann man im Grunde gar nicht ernsthaft böse sein, wenn er Selig, Wir Sind Helden oder Die Ärzte zitiert und wie ein leicht umnachteter, aber gütiger Conferencier durchs gekippte "Michael Jackson hatte recht" führt. Und wen die etwas drastischeren Bilder in "Rave ist kein Hobby" oder "Schlachtfeld der Schande" stören, dem sei mit den Worten der Frittenbude-Kollegen Susanne Blech gesagt: Wir werden alle nicht Ernst Jünger. Aber dafür vielleicht ein Lama. Wenigstens im nächsten Leben.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Die Möglichkeit eines Lamas
  • Stürzende Helden
  • Was am Ende bleibt (feat. Dirk von Lowtzow)
  • Michael Jackson hatte recht

Tracklist

  1. Army of Küken
  2. Die Möglichkeit eines Lamas
  3. Stürzende Helden
  4. Endlich unendlich
  5. Was am Ende bleibt (feat. Dirk von Lowtzow)
  6. So da wie noch nie
  7. Schlachtfeld der Schande
  8. Padme
  9. Alles wird Staub
  10. Ostsee, California
  11. The Striz
  12. Rave ist kein Hobby
  13. Michael Jackson hatte recht

Gesamtspielzeit: 55:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pluto
2016-07-25 14:38:20 Uhr
Hier stehen auch U3000 in den Referenzen, die kann man aber nicht anklicken. Wieso? Eine der wichtigsten Bands momentan.
Uffz
2015-08-30 17:18:28 Uhr
Dein Vergleich passt wirklich. Die meisten der Audiolith-Acts sind nichts anderes als das: Frei.Wild für Linksextreme.
der Sänger-Typ...
2015-08-30 16:16:37 Uhr
...textet schlimmer wie mein Opa, grauenhaft unfresh und voller ausgelutschter Sprichwörter, Reime etc. das ist unerträglich und erinnert an Frei.Wild!

Otti

Postings: 15

Registriert seit 23.12.2013

2015-06-24 22:21:09 Uhr
Erstes Teil macht Laune:
https://www.youtube.com/watch?v=QBSpr4LGLLM&feature=youtu.be

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-06-01 22:12:04 Uhr
Frittenbude veröffentlichen ihr neues Studioalbum "Küken des Orion" am 21. August 2015 auf Audiolith. Im Juni spielt die Band zwei intime Club-Konzerte, um sich für die Festivalsaison warm zu spielen.

Berlin, 01.06.2015
Frittenbude haben schon immer lieber Statements abgeliefert statt zu schweigen. Die drei Exil-Bajuwaren veröffentlichen nach "Nachtigall" im Jahr 2008, "Katzengold" 2010 und "Delfinarium" 2012, nun ihr neues Album "Küken des Orion" am 21. August 2015 bei Audiolith Records.

Frittenbude bleiben Frittenbude und sind ein ganzes Stück weiter. Die bratzigen Knarzbässe wurden nicht über Bord geworfen, die zuckrigen Hooks ebenfalls nicht. Küken des Orion hat noch Hits wie "Die Möglichkeit eines Lamas" und druckreiche Hymen wie "Stürzende Helden", es hat sich aber noch viel mehr in das runde Gesamtbild eingeschmuggelt, das Frittenbude mit Analog-Synthies, Samples, Gitarren und Vocals zwischen Sprech und Gesang 2015 eindrucksvoller denn je zeichnen. Das ist Kunst, nicht erst in tausend Jahren.


Frittenbude - Küken des Orion (Album Teaser)
https://www.youtube.com/watch?v=MFCavybuErI


Noch vor Album-Release im August kehren Frittenbude im Sommer auf die Festivalbühnen zurück. Um sich wieder auf Temperatur zu bringen, spielen Frittenbude am 17.06. in Rostock im PWH und am 18.06. im Volxbad in Flensburg zwei Warmup-Shows vor der Festivalsaison.
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