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Don Broco - Automatic

Don Broco- Automatic

Epic / Sony
VÖ: 07.08.2015

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Planwirtschaft im Pub

Manchmal fällt es schwer, sich die Sitzungen vorzustellen, in denen eine Band die Marschroute für das nächste Album festlegt. Versuchen wir es trotzdem. Bei Don Broco muss das Meeting ungefähr so abgelaufen sein: Die vier Bandmitglieder saßen schweigend im örtlichen Pub, die Bierflaschen in der Hand und die Blicke auf die Tischplatte gerichtet. Bis einer aufstand und das Wort ergriff: "Jungs, so geht das nicht weiter! Unser erstes Album 'Priorities' bekam zwar gute Kritiken, und unsere rockigen Songs ließen mit teils starken Grooves gar Vergleiche mit den frühen Red Hot Chili Peppers zu. Aber was hat es uns gebracht? Nur Platz 25 in den britischen Charts – das ist zu wenig! Wir stehen schließlich bei einem Major-Label unter Vertrag. Da muss mehr Massenkompatibilität her, versteht Ihr?" Die anderen nickten stumm. "Was schlägst Du vor?", fragte einer. "Wir trinken jetzt aus, dann gehen wir in den verdammten Proberaum und schreiben eingängige Poprock-Songs im patentierten Laut-Leise-Schema. Keine Experimente mehr! Das Ganze wird zwar null Wiedererkennungswert haben, aber vom Prinzip her hat es fast immer Erfolg!"

Das ist natürlich eine gemeine satirische Zuspitzung. Doch der Verdacht, dass das zweite Don-Broco-Album "Automatic" so oder zumindest so ähnlich am Reißbrett entworfen wurde, liegt nun einmal nahe. Die Briten rumpeln rund 49 Minuten lang uninspiriert im Midtempo dahin und hauen Gitarrenriffs im Dutzend raus, die ebenso behäbig wie glatt poliert sind. Über diese Unterlage singt Rob Damiani austauschbare Liebeslyrik, die sogar im Supermarkt-Radio als harmlos durchgehen würde. Von der Spielfreude, die das Debütalbum streckenweise auszeichnete, ist auf "Automatic" fast nichts mehr übrig. Der Großteil des Materials macht vielmehr dem Albumtitel alle Ehre und schleppt sich im Autopilot-Modus dahin. Die Lieder rauschen vorbei, ob sie nun "What you do to me" heißen oder "I got sick". Auf leise Strophe folgt lauter Refrain, und in der Mitte lauert stets die zurückhaltende Bridge als, nun ja, emotionaler Höhepunkt. Und natürlich weiß Damiani zu keinem Zeitpunkt, was er denn nun machen soll, um in diesem Liebesdings endlich mal Erfolg zu haben.

Bei so viel offensichtlichem Kalkül überrascht es wenig, dass die beiden vorab ausgekoppelten Singles noch den größten Enthusiasmus ausstrahlen. Denn die sollen schließlich die Radiohörer ködern. Das eröffnende "Superlove" kommt vergleichsweise funky daher und macht mit seinem 80s-Vibe sogar beinahe Spaß. Der unmittelbar danach folgende Titelsong ist zwar gnadenlos auf Eingängigkeit getrimmt, doch immerhin bleibt die Melodie im Ohr, und Sänger Damiani geht im Refrain aus sich heraus. Das war es dann aber auch schon mit wirklich bemerkenswerten Augenblicken. Ein Mangel an musikalischer Brillianz schließt natürlich nicht aus, dass der Plan hinter "Automatic" aufgeht und der Zweitling die Charts von hinten aufrollt. Schließlich machen Don Broco jetzt Musik für eine Zielgruppe, deren Größe kaum zu ermessen ist: Leute, die "eigentlich alles" hören, was aktuell so im Radio läuft. Ein genialer Schachzug, für den sich das Meeting im Pub gelohnt hätte.

(Mark Read)

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Highlights

  • Superlove

Tracklist

  1. Superlove
  2. Automatic
  3. What you do to me
  4. Fire
  5. Nerve
  6. Let you get away
  7. I got sick
  8. Keep on pushing
  9. Tough on you
  10. Further
  11. Money power fame
  12. Bad feeling
  13. Wrong place wrong time
  14. You wanna know

Gesamtspielzeit: 48:39 min.

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