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Left Lane Cruiser - Dirty spliff blues

Left Lane Cruiser- Dirty spliff blues

Alive Naturalsound / Cargo
VÖ: 03.07.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Blues-Bastelstunde

Man soll ja nicht immer nach Äußerlichkeiten gehen. Würde man die neue Platte von Left Lane Cruiser aus Florida nämlich nach ihrem Cover beurteilen, würde man das Album vermutlich ungehört in der Ecke versauern lassen. Wer sich aber von dem merkwürdigen Vogelscheuchen-Zombie im Comicstil auf "Dirty spliff blues" nicht abschrecken lässt, den erwartet handwerklich solider, ordentlich in Sumpfwasser getränkter Heavy Blues ohne große Experimente, dafür mit viel Herzblut und ein bisschen Spucke.

So lassen Freddy Evans, Joe Bent und Pete Dio – alle natürlich vollbärtig und zu zwei Dritteln volltätowiert – auf ihrem achten Album wie es sich gehört über den abgerotzten Lo-Fi-Sound die Gitarre bis zum Anschlag aufheulen, Evans' verzerrte Stimme tut ihr übriges. Klanglich knüpfen sie damit stark an "The big come up" von den Black Keys an, werden aber noch ein bisschen spelunkiger, zum Beispiel auf "Elephant stomp" oder "Tangled up in bush", das so auch im lokalen Stripclub laufen könnte und bei dem ZZ Top herzlich grüßen lassen. "Heavy honey" ist dann eine fast dreiste Riff-Anlehnung an die Sonics, während Evans die weiblichen Reize einer Dame mit den Eigenschaften diverser Süßwaren vergleicht. Ein bisschen mehr lyrische Finesse hätte man sich hier schon gewünscht, aber die Texte sind – sofern trotz Verzerrung überhaupt verständlich – ohnehin sekundär, Evans' Stimme wird eher zum instrumentalen Gegenspieler der Gitarre. Der Titeltrack ist eine echte Tour de force des Genres, da suppt das Mojo aus den Lautsprechern, natürlich nur echt mit Sägegitarre und diabolischen Zeilen.

Bei "Skateboard blues" trifft schließlich ein klassischer Twelve-Bar auf ein beachtliches Effekt-Arsenal, da wird gegniedelt, gefaucht und gestampft, was das Zeug hält. Der Titel leitet sich übrigens von der tatsächlich aus einem Skateboard gebastelten Slideguitar ab, auf der Bent das Riff spielt. "A restaurant bottle, a humbucker and two strings", singt Evans, das ist alles, was man benötigt, um aus dem Fortbewegungsmittel das wohl ursprünglichste Instrument der amerikanischen Musikgeschichte zu basteln. Der Song reiht sich somit auch in die illustre Reihe "Bluessongs über Gebrauchsgegenstände" ein, in der schon "Ventilator blues", "Match box blues" und "Ashtray blues" stehen.

Den Blues Rock neu erfunden hat wohl seit dem Debüt der White Stripes keine Band mehr, und so kann man auch Left Lane Cruiser keinen wirklichen Vorwurf machen, dass sie sich auf ihrem aktuellen Langspieler der üblichen Genre-Versatzstücke bedienen und in die gleiche Kerbe wie jüngst The Temperance Movement und Rival Sons hauen. Für schwüle Sommertage und laue Nächte – die Kombination mit psychedelischen Substanzen ist natürlich optional – eignet sich das Album jedenfalls hervorragend und nutzt sich auch nach wiederholtem Spielen nicht so schnell ab. Die CD-Hülle kann man ja so lange ganz weit hinten im Plattenregal bei "Aelita" und "Mosquito" verstecken...

(Martina Bähring)

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Highlights

  • Heavy honey
  • Dirty spliff blues
  • Skateboard blues

Tracklist

  1. Tres borrachos
  2. Elephant stomp
  3. Whitebread n' beans
  4. Tangled up in bush
  5. Heavy honey
  6. Dirty spliff blues
  7. Cutting trees
  8. All damn day
  9. Skateboard blues
  10. She don't care

Gesamtspielzeit: 38:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Topf
2018-01-22 16:10:07 Uhr
Heute haben nicht Mal mehr Musikkritiker die Fähigkeit hinter das Offensichtliche, hier das "Geräusch" zu blicken und beschreiben oberflächlich und vergleichen mit White Stripes und weiteren. ...

Platte und Band kommen aus einer anderen Welt, diese ist wohl nicht jedem zugänglich, und das ist ein Glück.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-07-27 22:02:20 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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