Ducktails - St. Catherine
Domino / GoodToGo
VÖ: 24.07.2015
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Ticks, Tricks und Tracks
Ticks: Ducktails ist, dies dürfte als bekannt vorausgesetzt werden, das Baby von Matt Mondanile, einem schluffigen Typen aus New Jersey, der in seiner Jugend sicherlich viel fernsehen durfte und dennoch nicht komplett missraten ist. Mit seiner Hauptband Real Estate surft er seit ein paar Jahren auf einer regelrechten Erfolgswelle, auch wenn der Sound seiner Gruppe eher unspektakulär ist. Doch genau in jener Lässigkeit, in jener zur Schau gestellten Bescheidenheit, liegt wohl die Besonderheit und der Reiz. Einen ganz ähnlichen Pfad beschreitet Mondanile also auch mit seinem Soloprojekt Ducktails. Der hier dargebotene Gitarrenpop ist verplant und unkompliziert, könnte im Feld der aufmerksamkeitsheischenden Trends und Hypes also eigentlich schnell übersehen werden, hätte er nicht doch auch seine kleinen Eigenheiten, wie den exzessiven Einsatz dengelnder Keyboardflächen, das verträumte Um-den-heißen-Brei-singen-und-dabei-verträumt-auf-den-Boden-starren oder die Vorliebe für deutsche Songtitel: Nachdem Real Estate seit ihrem vorletzten Album einen Song mit dem schönen Titel "Kinder Blumen" im Portfolio haben, gibt es jetzt und hier mit "Krumme Lanke" also einen Song, der den gleichnamigen Berliner See instrumental portraitiert.
Tricks: Zu den großen Vorzügen von Mondaniles Musik zählt zuallererst natürlich die Entspanntheit, die von ihr ausgeht. Auch "St. Catherine", das nunmehr fünfte Studioalbum, hebelt die Zeit aus den Angeln, lullt den Hörer ein und packt ihn in einen wattigen Kokon aus warm-perlenden Gitarren und einem synthetischen Grundrauschen. Ecken und Kanten gibt es dafür zwar auch keine, doch darum geht es Mondanile überhaupt nicht. Vielmehr zelebriert er eine Schlafzimmer-Ästhetik, die man langweilig finden kann, die aber doch eigentlich herrlich anachronistisch wirkt. Dabei ist es dann auch egal, dass die Platte mit dem schön-verschlafenen Instrumental "The Disney afternoon" erstmal dreieinhalb Minuten Anlauf nimmt, um überhaupt aus den Puschen zu kommen. Mit "Headbanging in the mirror" folgt darauf ja schon der erste kleine Hit, um mal einen etwas ausgereizten Begriff zu bemühen, der im Ducktails-Kontext freilich etwas anderes bedeutet als bei, sagen wir mal, Helene Fischer.
Tracks: Nicht jeder Song auf "St. Catherine" zündet direkt. Dafür sind sie teilweise zu süßlich-egal, rauschen manchmal doch ein wenig zu schnell vorbei, ohne einen besonders nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. "Into the sky" ist beispielsweise eine etwas blasse Indiepop-Fingerübung, die man "in Zeiten wie diesen" schon mal hätte wegrationalisieren können. Davon abgesehen steht fest: Das Gros der elf Stücke überzeugt mit melancholischer Melodieseligkeit – wie etwa "The laughing woman" – oder aber mit frühlingsfrischem Barock-Pop wie in "Surreal exposure", dem vielleicht wichtigsten Stück auf "St. Catherine". Vielmehr noch lebt das Album aber von seiner Kohärenz, seiner sommerlichen Verpenntheit und der feingliedrigen Relaxtheit, die den einzelnen Kompositionen innewohnt. So wie jeder einzelne Song seine Seele baumeln lässt, sollte es auch der Hörer tun. Wer wird's denn jetzt gleich Chillwave schimpfen?
Highlights
- Headbanging in the mirror
- The laughing woman
- Surreal exposure
Tracklist
- The Disney afternoon
- Headbanging in the mirror
- Into the sky
- Heaven's room
- St. Catherine
- The laughing woman
- Surreal exposure
- Church
- Medieval
- Krumme Lanke
- Reprise
Gesamtspielzeit: 38:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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ummagumma User und News-Scout Postings: 693 Registriert seit 15.05.2013 |
2017-02-13 23:13:12 Uhr
Klingt wunderschön,chillig,entspannt aber auch melancholisch. Kann ich mich ähnlich drin verlieren wie bei Real Estate. Wobei es da natürlich schon noch herausragendere Stücke gibt wie etwa the bend. |
Mainstream Postings: 1864 Registriert seit 26.07.2013 |
2015-10-29 16:07:34 Uhr
Sterbenslangweilig. Wobei ich das schon bei Real Estate so empfand. |
David Schelzel |
2015-09-01 20:28:45 Uhr
The Ocean Blue fehlen hier definitiv in den Referenzen, gerade bei "Headbanging in the Mirror" höre ich die zumindest ganz stark heraus. Sehr gefällig, aber wird wohl nicht lange hängen bleiben fürchte ich |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26212 Registriert seit 08.01.2012 |
2015-07-08 18:16:10 Uhr
DUCKTAILSTEILT VIDEO ZUR SINGLE SURREAL EXPOSURE MIT GASTAUFTRITT VON MAC DEMARCO ALBUM ST. CATHERINE ERSCHEINT AM 24.07. Nachdem sie beide auf dem gleichen Festival in London gespielt hatten und sich dann im selben Flieger zurück in die USA fanden, freundeten sich Matt Mondanile aka Ducktails und der kauzige Kanadier mit der Zahnlücke Mac DeMarco an. Prompt beschlossen die beiden, gemeinsam ein Video zu Matts neuer Single Surreal Exposure zu machen. Rich Law führte Regie zum Video, das die beiden Künstler an einem Sommernachmittag in Far Rockaway, Queens aufgenommen haben. DeMarco zeigt dem Internet gerne mal seinen blanken Hintern und ist bekannt für seinen skurrilen Humor. Ersteren bekommen wir (zum Glück) nicht zu sehen, aber Letzteres wird gekonnt eingesetzt. Seht Surreal Exposure hier. http://www.dailymotion.com/video/x2x1a5r Der Track ist entnommen von Ducktails fünften Studioalbum St. Catherine, welches wir am 24.07. veröffentlichen. St. Catherine versammelt elf feingeschliffene Popsongs für laue Sommerabende. Aufgenommen und produziert wurde St. Catherine Anfang des Jahres in LA. Rob Schnapf, bekannt als Co-Produzent der herausragenden Elliot Smith Alben XO und Either/Or, verlieh dem Album den letzten Schliff und gab Headbanging In The Mirror und Into The Sky noch mehr Biss. Julia Holter veredelt Church und Heaven’s Room und Krumme Lanke ist eine Hommage an Mondaniles Zeit in Berlin. |
Kevin Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 1023 Registriert seit 14.05.2013 |
2015-05-06 18:02:05 Uhr
Real Estate hatten ja auch mal den Song "Kinder Blumen". |
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Referenzen
Real Estate; Julian Lynch; The Whitest Boy Alive; Destroyer; Mac DeMarco; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Kurt Vile; Woods; Atlas Sound; Lotus Plaza; Deerhunter; Beach Fossils; Panda Bear; Avey Tare; Animal Collective; Dirty Beaches; DIIV; Craft Spells; Smith Westerns; Wild Nothing; Girls Names; Twin Sister; Widowspeak; Gauntlet Hair; Unknown Mortal Orchestra; Puro Instinct; Candy Claws; High Places; Girls; Christopher Owens; Cass McCombs; The Ruby Suns; Ponytail; Surfer Blood; Yuck; Yo La Tengo
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