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Vennart - The demon joke

Vennart- The demon joke

Superball / Universal
VÖ: 19.06.2015

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Sphärenkonjunktion

Der Zerfall von Oceansize hat zweifellos eine Lücke gerissen. Da aber schon bei der Auflösung angekündigt wurde, dass von einzelnen Bandmitgliedern zu hören sein werde, war keine dauerhafte Leere zu befürchten. Dass nun ausgerechnet Kreativkopf Mike Vennart fünf Jahre für sein Solodebüt brauchen würde, war damals noch nicht zu ahnen. Doch gut Ding will bekanntlich Weile haben, und der Brite scheint die Zeit effektiv dazu genutzt zu haben, ein Profil zu schärfen, das das Beste zweier Welten vereint. Vennart, der sich auch als Livegitarrist von Biffy Clyro einen Namen gemacht hat, spricht mit seinem Erstlingswerk nämlich sowohl deren Fans als auch die darbenden Anhänger von Oceansize an.

Es dürfte daher niemanden wundern, dass sich "The demon joke" alles in allem als recht zugänglich erweist, was freilich nicht bedeutet, dass Vennart sein "Chuckles & Mr. Squeezy" abgeliefert hat. Vielmehr gelingt es ihm, eine Brücke zwischen den verschiedenen Akzenten der impulsgebenden Bands zu schlagen, ohne dass die jeweiligen Eigenarten dabei unter den Tisch fallen. Gleichermaßen herausfordernd wie hymnenhaft geht es also zu, wobei das Album nie zerfasert oder unruhig wirkt. Obwohl es lange herangereift ist, ist "The demon joke" kein potenziell überambitioniertes Epos, das Gefahr läuft, sich in sich selbst und den Hörer gleich mit zu verlieren, sondern eine kompakte Oceansize-Biffy-Clyro-Symbiose mit Druck, Tiefgang und ein paar neuen Ideen.

Vennart versteht es, die großen Gesten der einen Band mit der komplexen Geistigkeit der anderen ganz unverkrampft in Einklang zu bringen und zwischendurch auch ungewohnte Töne anzuschlagen. Der Einstieg fällt dank "255" denkbar leicht, denn die simple, aber ungemein packende Melodie bleibt sofort hängen und macht neugierig auf das, was kommen mag. "255" ist jedoch nur das üppige Intro für eine Platte, die mit "Doubt" in die Vollen geht. Mit seiner verqueren Struktur, die doch zu jeder Sekunde Sinn ergibt und mit der Zeit ihre ganze Faszination offenbart, weist der Song zusammen mit "Rebirthmark" und "Retaliate" die wohl stärksten Parallelen zu den eher ruppigen Tönen von Oceansize auf. Es wäre ohnehin kein Überraschung, wenn sich Vennart zum offiziellen Nachfolgeprojekt mausern würde, schließlich sind mit Steve Durose und Richard "Gambler" Ingram auch zwei andere ehemalige Bandmitglieder mit von der Partie.

Ganz und gar nicht typisch für eine der genannten Referenzen fallen hingegen "Duke fame" und "Don't forget the joker" aus. Hier schielt Vennart ein wenig in Richtung Classic Rock, wovon vor allem der Schmuddeltouch in seiner Stimme zeugt. Die Hauptargumente für die große Klasse von "The demon joke" sind aber jene zahlreichen Momente, in denen Vennart ganz unbekümmert seinen Vorstellungen von audiophiler Ästhetik Ausdruck verleiht. Nicht nur in "Infatuate" wird erkennbar, warum ihm sein Live-Engagement bei Biffy Clyro so wichtig ist. So ist "A weight in the hollow" ein verboten bezauberndes Stück Gänsehautmusik, und beim teils schwindelerregenden "Operate" merkte der Meister völlig zu Recht an, dass es den besten Refrain aufweist, den er je geschrieben hat. Das abschließende "Amends" hingegen wirkt zunächst wie der spannungsgeladene Auftakt zu einem Epos, das die Platte eigentlich nicht sein will, endet folgerichtig auch schon nach dreieinhalb Minuten und gleicht somit eher dem Ausatmen nach einem intensiven Erlebnis, das der Veranstalter als aufregend-eindringlichen Trip durch die Sphären zweier Ausnahmebands angelegt hat.

(André Schuder)

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Highlights

  • 255
  • Doubt
  • A weight in the hollow
  • Operate

Tracklist

  1. 255
  2. Doubt
  3. Infatuate
  4. Rebirthmark
  5. Duke fame
  6. Don't forget the joker
  7. Retaliate
  8. A weight in the hollow
  9. Operate
  10. Amends

Gesamtspielzeit: 42:25 min.

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