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Project Pitchfork - Inferno

Project Pitchfork- Inferno

WEA / Warner
VÖ: 30.09.2002

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Abgebrannt

"Mach dein Ding, steh dazu, heul nicht rum, wenn andere lachen." Mit diesem Zitat von Bela B. schließt die Biografie von Project Pitchfork auf der bandeigenen Homepage, und damit soll auch der Werdegang einer der bedeutendsten deutschen EBM/Gothic/Wave-Bands der Neunziger erklärt werden. Peter Spilles und Mitstreiter ziehen ihre Sache durch und scheren sich einen Dreck um andere. Sie haben ihre Mission, mit ihrer Musik und den mehr oder weniger esoterischen Texten tiefgreifende Denkanstöße zu geben, dem Hörer den Spiegel vorzuhalten. Diesmal, beim neunten Longplayer "Inferno", geht es um das Ausloten der Beschaffenheit der menschlichen Seele und der äußeren Bedingungen, der diese Seele unterliegt. Klingt gut – theoretisch. Denn wenn der Musik über eine Stunde lang Herz und Seele fehlen, mißlingt auch das beste Vorhaben in der Praxis.

Es ist immer ein schönes Beiwerk zur Musik, wenn man sich in den patchouliduftgeschwängerten Kerzenrunden durch die Texte zur "intensiven Auseinandersetzung mit den Strukturen der Existenz" berufen fühlt. Aber ist der Sinn eines "Infernos", dabei nach den ersten Takten gleich einzuschlafen? Das ist kein flammendes Inferno, das ist nur noch ein vor sich hin kokelnder Aschehaufen. Wo ist die treibende Beat-Kraft und Aggessivität geblieben, die "Drone assembly / drone state" oder "We are one" ausmachte? Wo steckt die Innovationsfreude im engmaschigen EBM-Feld, die "Steelrose" über den Tellerrand hinaus bekannt machte? Wo bleiben die sphärischen Momente und traumharten Melodien, die "Conjure" oder "The longing" oder auch "Renascence" zur Unendlichkeit verhalfen? Von alledem ist auf Inferno nichts mehr zu spüren.

Die Lieder rauschen vorbei, ohne daß sich auch nur eine Melodie in die Gehörgänge festbrennen oder unaufhörlich nach der Repeat-Taste schreien würde. Ein Sammelsurium an Beliebigkeiten auf mittleren Drehzahlen mit austauschbaren Samples und weichgespültem Gesang, aus dem nur "I am" mit seinem harten und gitarrenlastigen Refrain heraussticht (aber keineswegs qualitativ). Das alles hat man von Pitchfork auf den acht Studioalben vorher schon mal gehört. Nur eben besser, weil kantiger, ideenreicher, und dennoch einprägsamer. Den Fan zumindest kümmert dies nicht. Denn der wird mit Inferno sicherlich seine Bedienung bekommen. Nur kritischere Zeitgenossen beklagen den Rückschritt und rufen den Pitchies zu: "Macht Euer Ding, steht dazu, doch lacht nicht rum, wenn andere heulen."

(Daniel Löb)

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Highlights

  • Your cut feather
  • Sinus

Tracklist

  1. Momentum
  2. The deepest place
  3. Souls on ice
  4. (Mehr als) der Absprung
  5. Lead and feather
  6. Zeitfalle
  7. A cell
  8. Awakening
  9. Lightwave
  10. I am (a thought in slowmotion)
  11. Sinus
  12. Your cut feather
  13. The spoken mirror
  14. Crepusculum

Gesamtspielzeit: 61:29 min.

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