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Balthazar - Thin walls

Balthazar- Thin walls

PIAS / Rough Trade
VÖ: 27.03.2015

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Taumler der Nacht, vereinigt Euch

Man stelle sich die Band Balthazar als einen Menschen vor wie Du und Ich. Balthazar wäre ein durchschnittlicher Twentysomething. Er würde Lederjacken über lässig verwaschenen Shirts tragen, Jeans und runtergerockte Turnschuhe. Oft würde man ihn in Bars an der Theke finden, denn ein Tänzer wäre er gewiss nicht, höchstens ein Taumler. Aber mit einem gewissen Alkohol-Pegel würde er es lieben, seine Lieblingssongs von Cake, den Arctic Monkeys und Blur lala-lallend in den Raum zu schreien. Nach dem ersten Beziehungs-Aus würde er es mit Musik versuchen. Er müsste schlimme Wettbewerbe ertragen, in denen sich die Bands darum reißen, die beste im kleinen Land Belgien zu werden. Irgendwann hätte es dann doch geklappt. Dennoch servierten ihn Balthazars zweite und dritte Freundin ab. Er würde noch mehr Zeit in den Kneipen mit seinen Kumpels verbringen, rauchen, die kratzige Stimme befeuern, und spät in der Nacht, wenn die Aschenbecher voll und die Gläser gestapelt sind, mit dem Barkeeper im Schnaps versinken.

So oder so ähnlich wäre es wohl. Naja, immerzu betrunken kann die Band auch nicht sein. Aber Balthazar liefern mit "Thin walls" den Soundtrack für gescheiterte Beziehungen und deren bierselige Aufarbeitungen. Es ist das dritte Studioalbum der Belgier um Jinte Deprez und Maarten Devoldere, die beide Mikrofon und Gitarre bedienen. Erstmals aber haben sie die Produktion einer Platte aus den eigenen Händen gegeben und sich mit Ben Hillier und Jason Cox kundige Unterstützung an die Seite geholt. Diese formten immerhin schon Alben für Blur, Depeche Mode, Elbow, Massive Attack und Gorillaz.

Die Erschöpfung ist schon seit dem Erstling "Applause" eine Art Trademark der Band. Devoldere geht auch diesmal wie in "Deceny" völlig auf in seiner Weltmüdigkeit und scheint sich beim Nuscheln gerade noch in die Refrains retten zu können, ohne zu gähnen. Dort kommt ihm dann oft ein Chor zur Unterstützung und greift dem Taumelnden unter die Arme. Oder aber Deprez hilft mit Goldstimme und Trauergeige aus wie in den gelungenen "Dirty love" und "True love". Das Orchester für die Hosentasche fährt ganz unaufdringlich und oft unerwartet im Hintergrund hoch, zu der sonst sehr direkten und saucool anmutenden Instrumentierung, bei der Bass und solider Beat vor lauter Zurückgelehntheit fast nach hinten umkippen.

Der Erschöpfungs-Aspekt kann aber auch vom harten Touralltag kommen, währenddessen "Thin walls" gänzlich entstanden sein soll. Man hat sich sogar ein mobiles Studio eingebaut. Dabei sind teils sehr eingängig daherkommende Songs wie das überraschende "Wait any longer" entstanden, obwohl den Herrschaften das Moll doch deutlich besser steht als die lieblichen Klänge. "Bunker" ist ein verdammt schöner Track geworden, der den Tanz zwischen Melancholie und Einfältigkeit perfekt auf den Punkt bringt. Schade, dass nicht mehr Songs von dieser Qualität ihren Weg aufs Album gefunden haben. Aber der Taumler ist eben wankelmütig.

(Konstantin Maier)

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Highlights

  • Deceny
  • Bunker
  • Dirty love

Tracklist

  1. Decency
  2. Then what
  3. Nightclub
  4. Bunker
  5. Wait any longer
  6. Dirty love
  7. Last call
  8. I looked for you
  9. So easy
  10. True love

Gesamtspielzeit: 40:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
htappert
2018-11-03 00:19:29 Uhr
Kleiner Klassiker der Entspannungsmusik: 9/10.
Immer noch eine äusserst stilsichere, eigenständige Band.
Und zum Glück noch sehr jung.
Selten, das.
1234
2016-05-26 19:04:07 Uhr
hat hier jmd ne Ahnung davon, wie man die Schrift des Balthazar-artworks nennt?

Mainstream

Postings: 1864

Registriert seit 26.07.2013

2015-06-16 19:41:32 Uhr
Unterbewertet!

musie

Postings: 3756

Registriert seit 14.06.2013

2015-04-13 15:27:01 Uhr
DAS schleicheralbum schlechthin. und hat sichs mal angeschlichen, weicht es nicht mehr. vom stil her recht einzigartig. schade ist LEIPZIG nicht drauf. bei der bewertung wäre ich einiges höher als die 6/10 hier, auch weil mir das album nochmals als eine rechte weiterentwicklung seit dem letzten album erscheint und RATS war ja wirklich alles andere als schlecht.
einer von jenen
2015-04-12 08:46:12 Uhr
tolle platte gibt man ihr etwas zeit, definitiv ein highlight, mag den sound sehr 9/10
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