Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Nena - Oldschool

Nena- Oldschool

Laugh & Peas / BMG / Sony
VÖ: 27.02.2015

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Abgeschminkt

Im Grunde genommen ist Gabriele Susanne Kerner das Stehaufmädchen der hiesigen Musiklandschaft schlechthin. Sie hat die Neue Deutsche Welle überlebt, Eurodance, das Casting von vergänglichen Popsternchen, selbst preußisch strammer R 'n' B ging ihr komplett am Achselhaar vorbei. Stattdessen sah sie ihren Rackern vergnügt beim Aufwachsen zu und schrieb beschauliche Lieder darüber. Und jetzt? Will sie anscheinend noch einmal jedermanns ziemlich beste Freundin aus den Charts werden, auch wenn die Schere zwischen eigenem Alter und Zielgruppe längst einen dammrissverdächtigen Spagat schlagen muss. Die Kinder werden flügge, ergo hat Mutti Nena mehr Zeit für sich und ihre Hobbies. Aber wo sich Töchterchen Larissa inzwischen den kompositorisch fragwürdigen Samy Deluxe zum Anschub der Karriere geangelt hat, fackelte ihre Erzieherin nicht allzu lange und riss sich den Busenfreund des Sprösslings ebenfalls als Albumproduzenten unter den Fingernagel. Kulturschaffende Gemeinschaftsunternehmen im Hause Kerner, die sich irgendwie, irgendwo, irgendwann schon rechnen werden. Doch tun sie das wirklich?

Oberflächlich betrachtet ist "Oldschool" beileibe nicht das zu befürchtende Retro-Bollwerk geworden, das unbeirrt auf der eigenen Schwarte herumkaut. Das titelgebende Breakdance-Gewitter zu Beginn oder der pittoresk groovende Indiepop-Song "Lieder von früher" erinnern an die digitalen Wasserschlachten der Berliner Grossstadtgeflüster. Ebendieser Titel mit seiner peinlichst aufgeräumten Euphorie oder das etwas gelöster rollende "Ja das war's" könnten genauso manchen Werken von Juli oder Mia. entsprungen sein, ohne dass sich die Herkunft zweifelsfrei belegen ließe. Nena hat sicher nicht die eigenständigste, aber immerhin überhaupt eine Nische im heutigen Verdrängungswettbewerb der Charts erklimmen können. Zitierfähiger Pop mit illustren Querverweisen von Jennifer Rostock bis Rihanna, bei dem niemand eine Kulturrevolution erwarten sollte.

Trotzdem schwingt in vielen Songs die Wehmut mit, dass der frühere Tanz auf dem Vulkan heute doch mehr dem auf einer Warmhalteplatte gleicht. Selbst die schier unverwüstliche Frau Nena hat mit Mitte 50 nicht mehr ihre juvenile Unbeschwertheit oder den Pfeffer von einst im Hintern. Das ist nun einmal der Lauf der Dinge. In "Berufsjugendlich" kokettiert sie zwar trotzig mit einer Reminiszenz an ihre NDW-Mitstreiter Ideal, der man die abgebrühten Studiomusiker aber leider anmerkt und die Punkrock allenfalls noch als Faschingsmaskerade, aber bestimmt nicht mehr als Ausdrucksnotwendigkeit begreift. So bleibt auch der rappende Kurzauftritt ihres Produzenten in "Kreis" letztendlich eine hilflose Geste, die nicht zwingend zur Bewusstseinserweiterung beiträgt. Dabei hätte "Oldschool" diese Fettnäpfchen gar nicht nötig, wenn es sich häufiger seiner Stärken bewusst würde, die vor allem im cluesoesken Gänsehaut-Duett "Peter Pan" mit Sohnemann Sakias und dem melancholischen Stubenstampfer "Genau jetzt" liegen. Hier deutet sich eine reifere Nena an, die sich in der Zukunft gerne häufiger zeigen dürfte. Die zwanghaft beste Freundin heutiger Jugendlicher sein zu wollen, sollte sie sich um der eigenen Glaubwürdigkeit willen vielleicht doch besser abschminken.

(Andreas Knöß)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Genau jetzt
  • Peter Pan

Tracklist

  1. Oldschool
  2. Lieder von früher
  3. Genau jetzt
  4. Ja das war's
  5. Betonblock
  6. Berufsjugendlich
  7. Sonnemond
  8. Jeden Tag
  9. Magie
  10. Kreis
  11. Peter Pan
  12. Bruder
  13. Schicksal

Gesamtspielzeit: 46:45 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Nena
2015-03-01 18:35:54 Uhr
Wer hat das Äitsch versteckt?
Weeeerrrr?

Shitesite

Postings: 16

Registriert seit 01.03.2015

2015-03-01 18:07:31 Uhr
Ich hätte nicht gedacht, dass die Paarung mit Samy Deluxe so gut passt - in beide Richtungen. Die zweite Hälfte des Albums ist etwas dünn, aber am Anfang gibt es ein paar sehr feine Popsongs. http://www.shitesite.de/2015/02/27/hingehoert-nena-oldschool/
Nena
2015-02-26 16:27:03 Uhr
wer von euch musste denn mein neues album rezensieren?
das tut mir so leid.
war bestimmt der/die jüngste oder schwächste im team.
aber kopf hoch, mein nächstes album gibts erst 2016.
ein ossi
2015-02-26 16:06:27 Uhr
ich entschuldige mich für nena! es tut uns leid!

Mr Oh so

Postings: 2972

Registriert seit 13.06.2013

2015-01-26 16:31:51 Uhr
Weniger Hip Hop mehr Pop.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Nena - Licht Nena - Licht (2020)

Threads im Plattentests.de-Forum

  • Nena (165 Beiträge / Letzter am 29.03.2021 - 10:42 Uhr)

Anhören bei Spotify