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Monobo Son - Jambo

Monobo Son- Jambo

International Bohemia / Broken Silence
VÖ: 27.02.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Regional global

In Bayern braucht man üblicherweise nicht viele Worte. Ein hingeworfenes "Ja mei" kann je nach Situation, Umgebung und Klangfärbung nahezu unbegrenzt viele Bedeutungen haben, die in anderen Dialekten und Sprachen ganze Aufsätze zur Erklärung benötigen. Eine echte Herausforderung für Semantiker. Nehmen wir als praktisches Beispiel die lapidare Feststellung von Manuel Winbeck, seines Zeichens Sänger von Monobo Son: "Jetz ess' ma no a Eierspeis / dann kümmert's eich um eian Scheiß". Möglichen Interpretationen sind Tür und Tor geöffnet. Was will uns der Künstler damit sagen? Drohung? Gesellschaftskritik? Dadaismus? Möglicherweise von allem etwas. Zumindest passt das zugehörige Lied "Eierspeis" als minimalistischer Bläser-Techno auch musikalisch perfekt zur Herangehensweise von Monobo Son auf dem Debütalbum "Jambo". Sicher ist nichts, außer der Tatsache, dass nichts sicher ist.

Winbeck, bekannt geworden als Posaunist und Haupttexter von LaBrassBanda, hat sich mit seiner Zweitband eine Möglichkeit geschaffen, überschüssige Kreativität und Energie loszuwerden. In dieser Hinsicht genügte ihm seine zuletzt verstärkt in Richtung Mainstream schielende Hauptband offenbar nicht mehr. Mit Kollegen, die bei der Münchner Express Brass Band oder in diversen Oktoberfest-Combos schon reichlich Erfahrung mit abseitiger Musik und abseitigem Publikum sammeln konnten, nutzt er das gewohnte LaBrassBanda-Fundament, sattelt aber kurzerhand ein paar Stockwerke drauf. Klar spielen die Bläser auch bei Monobo Son eine tragende Rolle. Ebenso klarerweise sind Instrumentalstücke vertreten wie der Titelsong "Jambo" oder "Seemann", die mit minimalen Änderungen auch auf "Habedieehre" oder "Übersee" gepasst hätten. Doch ist der Bläser-Pop eben nur die eine Seite von Monobo Son.

Denn "Jambo" ist über weite Strecken eine große bunte Spielwiese für spaßige Experimente. Etwa oben erwähntes "Eierspeis". Wäre Falco nicht Wiener, sondern Bayer gewesen und hätte ein Faible für hypnotisch groovenden Techno gehabt, so ungefähr hätte es klingen können. Abseits aller Konjunktive ist der Song aber vor allem eine höchst unterhaltsame Pointe auf einem Album, das noch einige weitere Asse im Ärmel hat. Das eröffnende "Angela" etwa schickt eine Flamenco-Gitarre und Mariachi-Bläser ins Rennen, während Winbecks sonore Stimme den Pathos-Anteil erfrischend niedrig hält. Auf "König von der Strass" gibt der Frontmann gleich darauf den Voralpen-Gangster, nur um anschließend im abstrusen Elektro-Tanzbodenfüller "Wenn I da hi druck" zum Meister der Selbstdiagnose zu mutieren. "Dance" und "Diana" kreuzen schräge Synthesizer mit melodischen Bläserparts und filigranen Akustikgitarren. Wenn das gesellschaftskritische "Nimmer normal" am Ende des Albums wieder fast schon gemäßigte Töne anschlägt, ist das Spiel schon längst gewonnen. "Jambo" ist eine Riesengaudi, und zwar ausdrücklich auch für jene, die nicht mit den Eigenheiten des bayerischen Dialekts vertraut sind. Monobo Son sind international. Glaubt Ihr nicht? Der Albumtitel ist Swahili und bedeutet "Servus". Ja mei.

(Mark Read)

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Highlights

  • Angela
  • Jambo
  • Eierspeis

Tracklist

  1. Angela
  2. König von der Strass
  3. Wenn I da hi druck
  4. Italien
  5. Jambo
  6. Koida Wind
  7. Dance
  8. Eierspeis
  9. Diana
  10. Seemann
  11. Nimmer normal
  12. Gscheider

Gesamtspielzeit: 50:10 min.

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User Beitrag

Mark

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 90

Registriert seit 08.06.2013

2015-05-10 12:11:03 Uhr
Gestern bei der Langen Nacht der Musik in München live gesehen. Und auf der Bühne machen die eindeutig noch mehr Laune als auf Platte. Unglaublich energiegeladenes, starkes Konzert, das bei so manchem zufällig hereinschneienden Lange-Nacht-Gänger ungläubiges Staunen hervorgerufen hat.

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2015-02-28 13:24:16 Uhr
stimmt, nach 2mal hören kommt das alles gleich viel besser und relaxed rüber.

Mark

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 90

Registriert seit 08.06.2013

2015-02-27 22:08:24 Uhr
Ja, der Gesang ist tatsächlich etwas im Hintergrund, das passt aber meiner Meinung nach sehr gut zu diesem Stil. Alles etwas reduziert und ziemlich entspannt.

MM13

Postings: 2354

Registriert seit 13.06.2013

2015-02-27 16:22:51 Uhr
sehr cool,könnte allerdings auch von labrassbanda sein.
kann es sein das der gesang bei der produktion sehr im hintergrund (sehr leise)ist? ich versteh in kaum, und das liegt nicht am bayrischen dialekt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-02-26 00:32:05 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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