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Tähtiportti - Tähtiportti

Tähtiportti- Tähtiportti

Svart / Cargo
VÖ: 20.02.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Welcher Planet?

Kollege Knöß hatte mal wieder Recht: Die spinnen, die Finnen. Egal, ob sie nun Klassiker der Pop-Geschichte durch die Humppa-Mangel drehen, mit großem Gegrunze Herrenpartien in der Hammer-und-Säge-Abteilung des nächstgelegenen Baumarktes veranstalten oder sich im latent unaufgeräumten Hobbykeller mit bizarren Wikingerhelmen auf dem Kopf ablichten lassen. Letzteres praktiziert ein Vertreter der, nennen wir sie einmal Allstar-Truppe Tähtiportti auf dem Cover ihres ersten Albums – ob es sich nun um Albert Witchfinder, Vilunki 3000, Stiletti-Ana oder Randy Barracuda handelt, soll hier nicht weiter interessieren. Viel interessanter nämlich: Die vier haben offensichtlich einen Knall. Allerdings auch eine gemeinsame musikalische Vision – trotz mitunter grundverschiedener Biographien.

Witchfinder, der eigentlich Sami Hynninen heißt, fungiert etwa üblicherweise als Frontmann in diversen Doom- und Black-Metal-Bands, während Vilunki 3000 um die Jahrtausendwende mit Op:l Bastards den nach wie vor exquisiten Elektro-Stampfer "Scorpius" einschraubte. Auch die beiden übrigen Mitglieder sind in der Techno-Szene der Heimat keine Unbekannten – womit die Koordinaten von "Tähtiportti" grob umrissen wären: Mit der Science-Fiction-Saga "Stargate" als thematischem Überbau geht es mitten hinein in ein synthetisches schwarzes Loch, in dem analoge Maschinen und tiefste Bässe zu finsteren Growl-Rezitationen im eigenen Saft schmoren. Hier humpelt der "Blade runner" mit Holzbein durch die Szenerie und ist "Wall-E"-Gefährtin Eve noch ein vorsintflutlicher Walkman statt eines stilisierten iPods. Alles knirscht, knarzt, blubbert. Wie schön.

Denn Tähtiportti wissen, was sie tun – und sind sogar in der Lage, diesem sich sämtlichen Regeln des Pop widersetzenden Gekabel eine Single abzuringen, auch wenn sie nicht auf ihrem Mist gewachsen ist. "Poikarakkaus" aus der Feder des Philosophen Esa Saarinen hat rund 30 Jahre auf dem Buckel, ist im Original ein so schmierig wie ungelenk daherwankendes Loblied auf die wahre Liebe zwischen Männern – und war zumindest in Finnland seinerzeit ein Hit. Tähtiportti machen daraus einen drohend vor sich hingrollenden Spoken-Word-Track, den man aber genauso für eine interstellare Variation von Jimi Tenors "Take me baby" halten könnte. Sofern Darth Vader am Mikro steht und opaleszierende Androiden Background singen natürlich. Zweifelsohne der außerirdischste Moment dieses Albums – und einer der besten.

Dass die Band anschließend noch in die Disco will, deutete sich zuvor schon beim psychedelisch flackernden "Tähtiportti I" an – und ab der Hälfte ist sie endlich dort angekommen. "Olen oikeassa! Lihaportti / Jouluportti / Tiedon portti" hat zwar einen monströsen Titel, macht aber mit von Zoot Womans "Gem" geborgtem Beatgerüst und tiefhängender Keyboard-Fläche einen äußerst schlanken Tanzfuß, und der wunderbar verspielte Loop von "Tähtiportti III: Ikunen talvi" vermag Hynninens angefressenes Geteufel wenigstens ansatzweise zu entschärfen. Zum Schluss versinkt alles langsam in glitzernder elektronischer Krautsuppe – ob Tähtiportti wirklich aus Finnland oder nicht vielleicht doch von einem anderen Planeten kommen, tut zu diesem Zeitpunkt längst nichts mehr zur Sache. Ein eindrucksvolles Paralleluniversum ist dieses Album so oder so.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Poikarakkaus
  • Olen oikeassa! Lihaportti / Jouluportti / Tiedon portti
  • Tähtiportti III: Ikuinen talvi

Tracklist

  1. Kruunujen kruunu: Karjaportti / Himon portti
  2. Tähtiportti I
  3. Tähtiportti II
  4. Poikarakkaus
  5. Olen oikeassa! Lihaportti / Jouluportti / Tiedon portti
  6. Tähtiportti III: Ikuinen talvi
  7. Tähtiportti IV: Luciferin pylväs
  8. Viimeinen tähtiportti

Gesamtspielzeit: 34:52 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-02-10 22:34:01 Uhr
Frisch rezensiert!

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