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Lunatic Soul - Walking on a flashlight beam

Lunatic Soul- Walking on a flashlight beam

Kscope / Edel
VÖ: 17.10.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Einsame Spitze

Man kann wahrlich nicht behaupten, dass Mariusz Duda nicht die Herausforderung als Songschreiber sucht. Dies gilt sowohl für seine Hauptband Riverside als auch sein Soloprojekt Lunatic Soul – in beiden Tätigkeiten musste es ein mehrteiliges Konzeptwerk sein. Im Fall von Lunatic Soul arbeitete sich Duda über die Strecke von zwei offiziellen Alben plus einer eher als Resteverwertung einzuordnende Platte am Thema Tod und der Vergänglichkeit des eigenen Daseins ab. Wer jetzt meint, der Pole würde sich auf seinem neuen Soloalbum eher leichterer Kost widmen, irrt. Denn auch "Walking on a flashlight beam" beschäftigt sich mit eher tiefenpsychologischer Kost, dreht es sich doch lyrisch um Alleinsein und Isolation. Nicht etwa um die Einsamkeit nach einer verflossenen Beziehung, sondern selbst gewählte, völlige Isolation von der Außenwelt.

Starker Tobak also, und nachdem auch Riverside nicht eben für vor Fröhlichkeit strotzende Sujets bekannt sind, dürfte angesichts des Themas klar sein, dass sich Duda mit seinen immer latent melancholischen Songs auf dieser Platte erst recht der dunklen Seite der Gefühlswelt widmet. Und so eröffnet "Shutting out the sun" die Platte mit entsprechend introvertierten Sounds. Meeresrauschen zu Beginn, langsam baut sich eine Landschaft aus Ambient-Sounds auf. Erst nach fünf Minuten verdichtet sich die Atmosphäre, wird noch düsterer, bis verzerrter Gesang einsetzt, um dann von einem finster stampfenden Groove abgelöst zu werden. Doch erst das folgende dystopische "Cold" ist weniger Soundscape als Song, indem Duda über einem Keyboard-Teppich, den Kevin Moore bei Chroma Key oder OSI nicht besser hinbekommt, seine warme, in der Dunkelheit Trost spendende Stimme schweben lässt.

Was Duda beim folgenden "Gutter" allerdings liefert, stellt alleine alles in den Schatten, was er bislang solo produziert hat. Und nur die großartigsten Riverside-Songs sind imstande, diesem Achtminüter das Wasser zu reichen, in dem ein zuerst hypnotischer, später wild pumpender Basslauf auf entrückt vorbeifließende Ambient-Sounds der Marke Dead Can Dance trifft. Hinsetzen. Kopfhörer auf. Und laut. Noch lauter. Und die Welt da draußen existiert nicht mehr. Spätestens hier nimmt "Walking on a flashlight beam" also komplett gefangen, und spätestens nach der verstörenden Soundcollage "The fear within" braucht es mit "Treehouse" einen etwas konventionelleren Song, um aus diesen Sphären wieder halbwegs auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Doch schon das folgende, in manchen Passagen an Steven Wilsons letzte Solo-Alben erinnernde "Pygmalion's ladder" nimmt über zwölf Minuten erneut gefangen, fesselt, fasziniert.

Mariusz Duda ist nicht erst mit dem letzten, immer noch hochgradig spannenden Riverside-Album "Shrine of new generation slaves" im inneren Zirkel der ganz großen Prog-Musiker dieser Zeit angekommen. Mit "Walking on a flashlight beam" zementiert er diesen Status umso mehr. Natürlich ist diese Platte nicht leicht verdaulich, benötigt Zeit in Form mehrerer Durchläufe, um ihre ganz große Faszination zu entfalten. Und wenn es einen Ritterschlag in der momentanen Szene geben sollte, dann den, dass der erwähnte Steven Wilson bereits mit Duda einen Benefiz-Song für einen an Krebs verstorbenen jungen Fan beider Musiker produziert hat. Konkurrenz belebt bekanntermaßen das Geschäft. Und mit Lunatic Soul zeigt der Pole, dass im Genre noch verdammt viel zu erwarten ist. Nach der großartigen Opeth-Platte und der eher mediokren Resteverwertung von Pink Floyd setzt Duda mit sanfter Gewalt eine beeindruckende Duftmarke. Und Steven Wilson, der bis dato ungekrönte König des modernen Prog, wird sich verdammt anstrengen müssen, um dieser großartigen Platte Adäquates entgegensetzen zu können.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Cold
  • Gutter
  • Pygmalion's ladder
  • Walking on a flashlight beam

Tracklist

  1. Shutting out the sun
  2. Cold
  3. Gutter
  4. Stars sellotaped
  5. The fear within
  6. Treehouse
  7. Pygmalion's ladder
  8. Sky drawn in crayon
  9. Walking on a flashlight beam

Gesamtspielzeit: 63:48 min.

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