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Mono - The last dawn

Mono- The last dawn

Pelagic / Cargo
VÖ: 24.10.2014

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

/Weiß

Spannend zu sehen, dass an so vielen Genre-Bezeichnungen im Voraus ablesbar ist, welche Stimmung oder welcher Bewusstseinszustand Pate stand: Blues, Doom, Stoner, Dream Pop, die Liste ließe sich noch beliebig weiter führen. Die Bezeichnung Postrock hingegen liefert diesbezüglich keine Hinweise, lässt den Hörer im Dunklen tappen. Alles ist möglich: Euphorisch oder zurückgenommen, der Blick in die Ferne, hin und wieder gleich in die Unendlichkeit oder umgekehrt ein Gefühl von kontemplativer Selbst-Reflexion. Und dann kommen Mono mit zwei Veröffentlichungen. Hier düster, dort licht. Die beiden Alben entstanden parallel, innerhalb eines Aufnahmeprozesses.

"The last dawn" umweht ein euphorisches Gefühl von Aufbruch, allerdings nur vage angedeutet, nicht so exakt und zielsicher, wie es gewöhnlich bei Mono der Fall ist. Es trägt diese zarte Trauer in sich, ist dennoch hoffnungsvoll angelegt, sodass man nicht den Eindruck gewinnt, es könne sich tatsächlich um die letzte (Morgen-)Dämmerung handeln, sondern eher um ein sich täglich wiederholendes Ereignis – wie immer eben.

Zu Beginn ist "The land between tides / Glory" Mono-üblich der großangelegte Opener und – genauso üblich – leicht neben der Spur, weil an der Grenze zum Kitsch. Anschließend eröffnet "Kanata" mit einem zärtlich um Aufmerksamkeit heischenden Klavier-Motiv, um im weiteren Verlauf von einer flirrenden Gitarre abgelöst zu werden. Im darauf folgenden "Elysian castle" ergibt sich wiederum eine Gleichzeitigkeit von obertöniger Gitarre und dem sich sanft aufbäumenden Klavier. Angedacht vielleicht als Parallel-Montage, um es in die Filmsprache zu übersetzen, denn das Cineastische wohnt dem Mono-Sound schließlich schon seit Anbeginn inne.

Im Film könnte man selbst das 50er-Jahre-Melodram mit Blick auf die Komposition und Stilistik des Regisseurs eine ästhetische Rafinesse nennen. Man frage die Filmwissenschaft zu Douglas Sirks "All that heaven allows". Jane Wyman, ältere Grande Dame und verwitwet, verliebt sich in den deutlich jüngeren Rock Hudson, einen muskulösen und emotional-geradlinigen Gärtner. Die bourgeoise Vorort-Gesellschaft kritisiert dies und erkennt die aufkeimende Liebe nicht an. Film-Kritiker sind sich einig, dass es Sirk gelingt, diesen schnell erzählten Konflikt in erhabene Regie-Kunst zu überführen. Wenn aber Rock Hudson von einer Klippe stürzt und in der folgenden Szene die im moralischen Dilemma aus Liebe und gesellschaftlichem Druck stehende Wyman, den heroisch Gestürzten pflegt, dann ist ihre Entscheidung unausgesprochen getroffen. Ja, was dann? Dann bemerken beide beim Blick durch das unfassbar große Fenster nach draußen, dass Bambi in würdevollen Bewegungen durchs Bild hüpft. Und genau dann kann man den filmwissenschaftlichen Anspruch, der soeben skizziert wurde, schlicht und einfach falsch nennen. Die mit den Mitteln des Kitschs erzeugte Ästhetisierung, die Kritiker in dieser Art Film sehen, greift ins Leere.

Kitsch bleibt eben Kitsch. Was nun übertragen auf Monos "The last dawn" bleibt, ist ein zielloses, käsiges Mäandern in schon seit Jahren von ihnen bekannten Mustern und Schemata, die nur selten mehr als ein Stirnrunzeln erzeugen. Ist "The last dawn" der Abschied einer der majestätischsten Bands in Sachen zeitgenössischer Instrumental-Musik? Die Song-Aufbauten bleiben unangenehm einschläfernd und unspektakulär, ohne damit andeuten zu wollen, es handele sich hierbei um ein per se schlechtes Album. "Cyclone" ist ein seltener Höhepunkt. Der Bass setzt Akzente, die das Stück an zentraler Stelle spannend machen. Die schillernde Gitarrenarbeit im Mittelteil bringt die Bitterkeit dann gekonnt aufs Tableau. Dies bleibt aber die Ausnahme. Die Stilmerkmale, die das Genre Postrock spannend machen, bleiben Mono dem Hörer auf ihrer neuen Plate schuldig. Das Filigran-Erhebende ist zwar das Markenzeichen der Japaner, aber hier – und damit zum ersten Mal – reicht es alleine nicht aus.

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • Cyclone

Tracklist

  1. The lands between tides / Glory
  2. Kanata
  3. Cyclone
  4. Elysian castles
  5. Where we begin
  6. The last dawn

Gesamtspielzeit: 48:33 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2014-11-24 19:59:05 Uhr
Ja, ich sehe/höre das Album auch wesentlich besser. Mono bewegen sich eben in gewohnten Bahnen, hier vielleicht noch ein wenig mehr als auf "Rays of Darkness", wobei ich den Unterschied jetzt auch nicht so riesig groß finde.
Und, naja: Mir gefallen eben auch einfach Monos gewohnte Bahnen...

Das colorierte Vinyl (lila-schwarz) ist übrigens sehr hübsch.

Quirm

Postings: 462

Registriert seit 14.06.2013

2014-11-24 19:38:10 Uhr
Kann die Rezension nicht nachvollziehen. Komische Interpretation von Kitsch. Ist auf anderen Seiten auch deutlich besser bewertet worden.
Nur
2014-10-29 02:32:39 Uhr
4/10? Das hat gesessen...

derp

Postings: 222

Registriert seit 18.04.2014

2014-10-21 22:57:35 Uhr
Das Envy Feature auf Rays of Darkness ist übrigens der Killer. Hat mich total aus den Schlappen gehauen.
Kanns kaum erwarten bis Mono wieder in Deutschland aufschlagen.

Randwer

Postings: 2743

Registriert seit 14.05.2014

2014-10-21 22:04:09 Uhr
Sehr schön. Und im Dezember kommen sie im bei ihrer Tour auch nach Deutschland.
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