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Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate) - You will eventually be forgotten

Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate)- You will eventually be forgotten

Count Your Lucky Stars / Topshelf / Soulfood
VÖ: 22.08.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Abgeschminkt

Traurige Gesichter, schwarze Klamotten, die Ponyfrisur als Vorhang vor den Augen, die mit einem dicken Kajalstift umrandet wurden, und das oftmals eher absurd anmutende Andeuten von Selbstverstümmelung als Schrei nach Liebe (oder Aufmerksamkeit) – die Emo-Bewegung vor ein paar Jahren bestand quasi nur aus Weltschmerz und Bitterkeit. Sie war der Abgesang der Jugend auf alles Schöne im Leben, in einer Generation, in der jeder vorgab, alleine mit seinem Kummer zu sein. Dabei war Emo eigentlich dermaßen im Mainstream angekommen, dass es Totenkopf-Schnürsenkel an jedem Kiosk zu kaufen gab, dazu sogar Modeschmuck mit falschen Rasierklingen für die besonders Stilvollen. Viel hatte das nicht mehr zu tun mit den Emo-Bands der 90er wie Sunny Day Real Estate, Joan Of Arc, Cap'n Jazz oder auch The Promise Ring – Bands, die Emotionen nicht nur schürten, sondern rausließen. Emo bekam einen üblen Beigeschmack, Tränen mischten sich mit billigem Make-up, und man ließ lieber die Finger davon.

Von dem Emo-Revival, das seit etwa 2010 stattfindet, profitieren Bands wie The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die, Into It. Over It. und Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate), die sich an den intensiven Anfängen des Genres orientieren und fast schon als Indie-Rock-Formationen durchgehen könnten. Letztgenannte veröffentlichen dieser Tage ihr neues Werk "You will eventually be forgotten", tatsächlich erst ihr zweites nach einer ganzen Reihe von EPs und Split-Singles, und bleiben ihrem bisherigen Sound darauf treu, ohne auf ein paar feine Überraschungen zu verzichten. So ist der Gastbeitrag von Braids Bob Nanna in der ersten Single "A keepsake" ein erstes kleines Highlight auf dem Nachfolger vom 2009er Debüt "What it takes to move forward" – und der Gute soll nicht der einzige Emo-Veteran bleiben, mit dem das Ehepaar Keith und Cathy Latinen hier gemeinsame Sache macht.

Aber zunächst alles auf Anfang: Der aufgrund seiner effektarmen Struktur durchaus gewagte Opener "Ribbon" beschränkt sich auf Gesang und Gitarre und steht damit im kompletten Gegensatz zum beinahe mathrockigen "Keep what you have built up here" vom Vorgänger. Das Paradestück "You have to be so much better than you ever thought" drückt schon etwas mehr aufs Gas und fasst sich dabei ans Herz, während das darauffolgende "Stay divided" auch bestens auf das bisher einzige Album der Genre-Kollegen American Football aus Illinois gepasst hätte. Jenes diente hier mit seinen mittlerweile 15 Lenzen wohl mit Sicherheit auch als Inspiration. Eher an Mineral zu "EndSerenading"-Zeiten erinnert die vertonte Achterbahnfahrt von "It's so much darker when a light goes out than it would have been if it had never shone", womit sich der Kreis zum Ende von "You will eventually be forgotten" schließt: Chris Simpson, der Frontmann der erwähnten Texaner, die im Frühjahr 2014 eine Reunion-Tour ankündigten, ist im Schlusslicht "The promise that life can go on no matter how bad our losses" zu hören und sorgt damit für einen letzten Glücksmoment, der nur das Gefühl verstärkt, dass Emo wieder da ist – ganz ohne Totenköpfe, Ponyfrisur oder dicken Kajalstift.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • A keepsake
  • You have to be so much better than you ever thought
  • It's so much darker when a light goes out that it would have been if it had never shone
  • The promise that life can go on no matter how bad our losses

Tracklist

  1. Ribbon
  2. I was somewhere cold, dark … and lonely
  3. We are people here. We are not numbers
  4. A keepsake
  5. You have to be so much better than you ever thought
  6. Stay divided
  7. Foxfire
  8. Things not worth fixing
  9. If it's bad news, it can wait
  10. It's so much darker when a light goes out that it would have been if it had never shone
  11. The promise that life can go on no matter how bad our losses

Gesamtspielzeit: 38:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Erbarmen
2014-08-16 17:56:15 Uhr
Hochinnovatives, atemberaubendes Meisterwerk und musikalischer Meilenstein einer Band von Genies, die auf dem Gipfel ihres künstlerischen Schaffens angekommen zu sein scheint. 10/10
never meant
2014-08-16 17:47:43 Uhr
das pt auch endlich mal eine gute band aus dem emo-revival rezensiert hätte ich nicht gedacht. um so erfreulicher die recht hohe bewertungt. ich finde es leider nicht ganz so stark, die besseren songs finden sich aber auf den zahlreichen splits und 7inches. ich hätte mir gewünscht, dass er mit seiner stimme etwas experimentiert. es ist halt durchgehend die kleine schoßwauwau-stimme. fand ich auf dem debüt schon etwas monoton. die gitarren brechen ab und zu ja auch aus, warum also nicht auch die stimme?

egal. die melodien greifen jedenfalls wunderbar. wer 90's emo toll findet, dem wird die platte gefallen und letztes endes kann man nur für solche alben nur dankbar sein, da das genre ein gutes jahrzent von miesen metalcore und posthardcorebands kaputtgemacht wurde. wäre schön, wenn man beim wort emo in erster linie wieder an tolle, emotionale musik denkt und eben nicht an diesen furchtbaren plastikhaarspray- und suicidecamwhorescheiß.
mesi
2014-08-12 14:17:22 Uhr
Ungemein gespannt auf das Album, schon eine Zeit lang vorbestellt.
Die Rezension an sich finde ich nicht so berauschend, muss denn wirklich bei jedem Album aus dem Emo-Kosmos die Klischeekeule ausgepackt werden? Den gesamten ersten Abschnitt (und den finalen Satz eigentlich auch) hätte man sich meiner Meinung nach getrost sparen können und stattdessen mehr auf das Album an sich und vor allem die Texte eingehen können, die es der Band sogar wert sind, parallel ein Buch mit den Texten zu veröffentlichen.
76767
2014-08-12 10:28:12 Uhr
ooi887

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2014-08-09 17:28:11 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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