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Benjamin Booker - Benjamin Booker

Benjamin Booker- Benjamin Booker

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 15.08.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Knietief drin

Musik im Jahr 1992: Neil Young veröffentlichte "Harvest moon", Sonic Youth "Dirty", R.E.M. "Automatic for the people" – und eine gewisse PJ Harvey ihr Debütalbum "Dry", das nicht umsonst auf Kurt Cobains Liste seiner 50 Lieblingsalben steht. 22 Jahre alt war Harvey damals – vor tatsächlich genau 22 Jahren. Nur wenig älter ist der in Tampa, Florida geborene und nun in New Orleans lebende Singer-Songwriter Benjamin Booker, der sich für seinen Sound ein bisschen was aus all den erwähnten Meilensteinen herausgepickt hat. Und aus vielen mehr. Und irgendwie auch wieder nicht.

Es überrascht bei den ersten Tönen seines selbstbetitelten Debütalbums nur wenig, dass an der Produktion der hinter den Ohren selbst noch reichlich grüne Andrija Tokic beteiligt war. Der bastelte in seinem Studio in Nashville auch schon am 2012er-Erstlingswerk "Boys & girls" von Alabama Shakes, dem "Benjamin Booker" – so viel Ehrlichkeit muss sein – gar nicht so unähnlich ist. Irgendwo zwischen Swamp-Rock, Blues, Punk und Soul wandelt der Gute, steckt hier und da auch mal knietief drin im Südstaaten-Sumpf und kommt dennoch nicht ins Taumeln. "The future is slow coming", singt er in einem der wenigen ruhigeren Stücke und könnte damit womöglich seine eigene Zukunft meinen, die, glaubt man den hypenden Musikblogs, recht rosig aussehen dürfte. Gitarre spielen und mit Reibeisenstimme überzeugen, das können wahrlich auch andere Künstler seiner Generation. Und dennoch macht Booker in "Slow coming" alles noch ein bisschen richtiger als die meisten. Dabei ist das erst der Anfang.

Halt, stimmt ja gar nicht. "Violent shiver" ist jener Anfang, mit dem alles ins Rollen gerät, nicht nur als Opener, sondern auch als Leadsingle. Die Ähnlichkeit zu den krachigeren Blues-Punk-Stücken der White Stripes kommt nicht von ungefähr – kein Wunder, dass Jack White den Jungen als Support-Act verpflichtet hat –, und dennoch trägt dieser erste Song bereits eine besondere Note. Sie wird sich noch an anderen Stellen des Albums bemerkbar machen; so etwa auch im Indie-Rocker "Have you seen my son?" oder auch in "Always waiting", dessen einprägsames Riff Erinnerungen an das Strokes'sche Meisterwerk "Is this it" weckt und an die gute alte Zeit, als ein nackter Frauenarsch auf einem Albumcover noch für Aufsehen und Empörung sorgte.

Von seiner ruhigen Seite zeigt sich Booker im verträumten "I thought I heard you screaming", das vollkommen ohne Höhepunkt auskommt, während "Happy homes" fast ein wenig zäh klingt und sich erst in seiner zweiten Hälfte wirklich zu entfalten vermag. Dem hätte ein wenig von der stürmischen Leidenschaft eines "Old hearts" gut getan, das sich mit viel Herz und noch mehr Stimmvolumen als kleines Highlight entpuppt. Kurz darauf allerdings macht die Mischung des als Lo-Fi-Stück startenden und als wütende Punk-Soul-Nummer endenden "Kids never growing older" deutlich, dass es sich bei "Benjamin Booker" um das Debüt eines äußerst talentierten Musikers handelt, der sich noch nicht ganz entscheiden kann, was er nun am liebsten machen will. Oder was er am besten kann. Und um dieses Luxusproblem wird man ihn sicher noch beneiden – spätestens in 22 Jahren, wenn er im Einleitungstext der Rezension irgendeines nächsten Wunderkindes genannt wird, zwischen all den anderen Großen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Violent shiver
  • Slow coming
  • Have you seen my son?
  • Old hearts

Tracklist

  1. Violent shiver
  2. Always waiting
  3. Chippewa
  4. Slow coming
  5. Wicked waters
  6. Have you seen my son?
  7. Spoon out my eyeballs
  8. Happy homes
  9. I thought I heard you screaming
  10. Old hearts
  11. Kids never growing older
  12. By the evening

Gesamtspielzeit: 44:59 min.

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Armin

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2014-08-09 17:27:46 Uhr
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