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How To Dress Well - What is this heart?

How To Dress Well- What is this heart?

Domino / GoodToGo
VÖ: 20.06.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zart, aber schmerzlich

Eine How-To-Dress-Well-Rezension ohne referenziellen Bezug auf das Akronym "PBR&B"? Wäre doch langweilig. All jene, die in den vergangenen Jahren Chillwave, Witch House oder, haha, Sandalgaze abgefeiert haben, freuen sich jedenfalls über das nächste Nicht-Genre, das lediglich postuliert wurde, um den Sound von so unterschiedlichen Künstlern wie Miguel, The Weeknd, Kelela oder eben How To Dress Well begrifflich zu umreißen, wobei eine solche Annäherung immer nur asymptotisch sein kann. Tom Krell jedenfalls, Kopf, Herz und Hand hinter Letztgenannten, veröffentlicht nun sein drittes Album und behauptet damit seine Spitzenposition in der vom Feuilleton und den üblichen Postillen gelobten Genre-Schublade Post-R'n'B. Das Gute an der ganzen Sache ist, dass der mittlerweile 30-jährige Amerikaner, der auf seinen Platten immer so schön leidet, mittlerweile einen vollen, leidenschaftlichen und warmen Sound gefunden hat. Auf dem direkten Vorgänger "Total loss" regierte noch angestrengte Kühle.

Betrachten wir diese Entwicklung also als Glücksfall, denn "Total loss" war auf Dauer doch etwas zu affektiert, um wirklich zu überzeugen. "What is this heart?" ist freilich keine Kehrtwende, sondern vielmehr ein nächster logischer Schritt im Schaffen Krells. Seine Stücke erhalten nun fülligere, weichere Arrangements, die sich im Spannungsfeld zwischen zärtlicher Piano-Romantik und moderner Electronica bewegen. Auf filigrane Art und Weise verbindet Krell diese Richtungen und lässt letztlich ein wahnsinnig einheitliches Amalgam entstehen. Diese Kohärenz, die How To Dress Well für seine schattig-marmorierten R'n'B-Skulpturen etabliert, gleicht einem roten Faden, der es dem Hörer paradoxerweise leicht macht, sich in den neuen Prunkbauten aus Hall und Sehnsucht zu verlieren. Dass sich unter die zwölf Songs auch einige trivialere Momente mediokren Emo-Muckertums mischen, ist bei einer Spielzeit von fast einer Stunde zu verzeihen, zumal die cleveren Ideen und erbaulichen Passagen doch deutlich in der Überzahl sind.

Da wäre der zärtlich-sensible Opener "2 years on (Shame dream)", der auch auf den tränenziehenden Platten von Perfume Genius eine gute – also schaurig-traurige – Figur machen würde. Minimalistisch wispert Krells emotionale Stimme über der reduzierten Instrumentierung aus Piano und Akustikgitarre seine nachdenklichen Sentenzen. Doch das ist freilich nur die eine Seite der vorliegenden Medaille, denn How To Dress Well funktioniert natürlich vor allem auch aufgrund der modernen Produktion, den zeitgemäßen Beats, die sich unter die Halbballaden schleichen, dabei aber selten so dominant sind wie beispielsweise beim Genre-Kollege James Blake. "Repeat pleasure" ist der optimistischste Song der Platte, klingt nach sommerlicher Euphorie, eventuell sogar zwischenmenschlich induziert. Das Kernthema von "What is this heart?" ist zweifelsohne das komplizierte Beziehungsgeflecht, in dem man sich als Individuum leicht verheddern kann, ohne einen Ausweg zu erkennen. Für knapp 55 Minuten kann diese Platte einen solchen bieten. Danach ist wieder jeder auf sich selbst gestellt.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • What you wanted
  • Repeat pleasure
  • Precious love

Tracklist

  1. 2 years on (Shame dream)
  2. What you wanted
  3. Face again
  4. See you fall
  5. Repeat pleasure
  6. Words I don't remember
  7. Pour Cyril
  8. Precious love
  9. Childhood faith in love (Everything must change, everything must stay the same)
  10. A power
  11. Very best friend
  12. House inside (Future is older than the past)

Gesamtspielzeit: 54:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

saihttam

Postings: 2360

Registriert seit 15.06.2013

2014-07-16 01:44:21 Uhr
Nee, die Highlights sind schon in Ordnung. Face Again zündet bei mir irgendwie nicht. Einer der wenigen Songs, wo mir sein Gesang auch nicht so richtig gefällt. Die anderen von dir genannten tracks sind natürlich schön. Mir fehlt dort aber der Drive und die Spannung, die für mich zum Beispiel What You Whanted so gut machen. Und Repeat Pleasure ist doch der perfekte Popsong. Insgesamt würde ich wohl aber auch eher ne knappe 8 geben.

sugar ray robinson

Postings: 145

Registriert seit 14.06.2013

2014-07-16 01:29:15 Uhr
Sorry, aber die Highlights stimmen hinten und vorne nicht. Keine Ahnung wie man zB die Schönheit von "Pour Cyril" mit keiner Silbe erwähnen kann. Das ist neu und fresh und von überwältigender Eleganz. Highlights daneben ganz klar "Words I don't remember", "Face again" und der Closer. 7/10 ist verachtend für dieser Meisterwerk!

koekoe

Postings: 679

Registriert seit 13.06.2013

2014-07-16 00:25:21 Uhr
Also irgendwie erschliesst sich mir dieser Typ nicht. Hab den 2x live gesehen, das war 2x scheisse, die Melodien zünden irgendwie nicht richtig und sonderlich innovativ ist das auch nicht. Keine Ahnung was P4k an dem findet.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2014-07-15 23:55:13 Uhr
Erschien mir so jetzt einfacher, @saihttam. :)

Album gefällt mir gut, die 7/10 passt auch. Ist meiner Meinung nach aber tatsächlich sein bisher schwächstes Werk.

saihttam

Postings: 2360

Registriert seit 15.06.2013

2014-07-15 23:52:35 Uhr
oder so. ;)
Das Album hat einige grandiose Songs, darunter auch die in der Rezi erwähnten Highlights, und einige nur gute Songs. Das ganze in neuer, klarer Produktion zu hören ist auch eine schöne Entwicklung, auch wenn dadurch ein wenig diese besondere, benebelte Stimmung verloren geht, die die früheren Alben so einzigartig gemacht haben. Insgesamt bleibt aber auf jeden Fall ein positiver Gesamteindruck.
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