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Anathema - Distant satellites

Anathema- Distant satellites

Kscope / Edel
VÖ: 06.06.2014

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf und davon

Der Weg war lang und steinig, aber er hat sich am Ende gelohnt. Was jetzt zunächst nach einer Hauptmahlzeit fürs Phrasenschwein klingt, trifft wohl auf wenige Bands so zu wie auf Anathema. Wie sonst soll man es nennen, wenn man wie die Liverpooler Anfang der Neunziger als ruppige Doom-Formation startet und dann über düsteren Alternative Rock zu einer faszinierenden Melange aus Prog, Rock und meisterhaft atmosphärischen Klängen findet – vorübergehende Vertragslosigkeit inklusive? In der Tat sind Anathema erst mit ihren vorzüglichen letzten beiden Alben "We're here because we're here" und "Weather systems" in ihrer Nische angekommen. Jedoch nur, um für "Distant satellites" umgehend den Ausbruch aus selbiger Komfortzone anzukündigen – Stillstand ist bekanntermaßen Rückschritt.

Doch was heißt hier Ausbruch? Denn natürlich wären Anathema wahnsinnig, würden sie einen erneuten radikalen Stilbruch vollziehen. Und so beginnt "The lost song part 1" sachte perlend, um in einem wunderbaren Crescendo förmlich in großen Gefühlen aufzugehen. Das ist spannend, das ist berührend, und es trägt die Handschrift von Steven Wilson, der ohnehin maßgeblich an der Renaissance der Briten beteiligt war und für zwei Songs den etatmäßigen Produzenten Christer-André Cederberg am Mischpult vertrat. Und ob nun Band oder Produzent für die Entscheidung zuständig war, Co-Sängerin Lee Douglas mehr Platz einzuräumen – man kann den oder die Verantwortlichen dazu nur beglückwünschen. "The lost song part 2" ist dabei nur ein gänsehauttreibender Anfang. Denn es ist Douglas, die wesentlich an einer Glanztat beteiligt ist, für die selbst Wilson diverse Körperteile hergäbe: "Ariel" entpuppt sich als musikgewordene Emotion. Ein behutsamer Pianolauf aus acht so simplen wie effektiven Noten trägt die zauberhafteste Ballade, die Bandchef Vincent Cavanagh jemals aus der Feder geflossen ist. Spätestens dann, wenn Cavanagh ins Duett mit Douglas einsteigt, dürfte im Wortsinn kein Auge mehr trocken bleiben.

Wer jetzt allerdings meint, Cavanagh könne angesichts der grundsätzlich ruhigeren Gangart nur noch Balladen schreiben, darf umgehend Abbitte leisten. Denn "Anathema" beginnt zwar erneut mit perlenden Klavierakkorden, während Cavanagh in den Lyrics auf die wechselvolle Geschichte der Band zurückblickt, baut dabei allerdings einen phänomenalen Spannungsbogen auf, der in einer krachenden Wall of Sound kulminiert. Und plötzlich werden die Briten experimentierfreudig. Denn das folgende "You're not alone" strotzt vor elektronischen Spielereien, erinnert in seiner steilen Gewöhnungskurve an die leider verblichenen Pure Reason Revolution und ist doch nur die Vorbereitung auf den prachtvollen Titeltrack, der eine wunderbare Symbiose aus schwebenden Sounds und Dance-Beats bildet.

Die ganz große Revolution ist "Distant satellites" sicher nicht. Das will dieses Album aber auch gar nicht sein. Es sind vielmehr kleine, aber gelungene Änderungen, die den Unterschied zu den wahrlich nicht schlechten Vorgängern ausmachen. So klein, dass zuerst der Eindruck entstehen könnte, "Weather systems" habe einen zweiten Aufguss erfahren. Bis irgendwann die Atmosphäre, die die Briten hier kreieren, gefangennimmt und nicht mehr loslässt. Etwas weniger Bombast im Vergleich zu früher sowie einige zusätzliche Widerhaken dazu ergeben eine Platte voller magischer Momente und Emotionen, die dabei jedoch längst nicht mehr die frühere Schwermut, sondern pure Leichtigkeit verströmt. Ein Album, das wie geschaffen dafür ist, die Welt um sich herum für eine knappe Stunde zu vergessen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Ariel
  • Anathema
  • Distant satellites

Tracklist

  1. The lost song part 1
  2. The lost song part 2
  3. Dusk (Dark is descending)
  4. Ariel
  5. The lost song part 3
  6. Anathema
  7. You're not alone
  8. Firelight
  9. Distant satellites
  10. Take shelter

Gesamtspielzeit: 56:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
frage
2014-06-20 16:06:51 Uhr
wer ist kitschiger?
coldgay oder abbathema?

imho, beide gleich kitschig.
Steht mit den Beinen zuerst auf
2014-06-20 14:41:36 Uhr
Viel empörender ist die 8/10 - "Meisterwerk"? Ein Abklatsch von "Weather systems", ein guter zwar, aber dennoch nur ein Abklatsch. Ich bitte die Fehlwertung nach unten zu korrigieren, da ich mich ansonsten gezwungen sehe, diese Seite pro Woche mindestens einmal weniger zu besuchen.
Empörung
2014-06-20 14:11:21 Uhr
Solche Beiträge gehören doch bitteschön gelöscht, das ist unterstes Niveau!
my minds eye
2014-06-20 02:16:22 Uhr
wer sowas hört, der quält wahrscheinlich auch kleine kinder.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2014-06-19 19:36:11 Uhr
Frisch rezensiert! Meinungen?
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