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Tigers Jaw - Charmer

Tigers Jaw- Charmer

Run For Cover / ADA
VÖ: 13.06.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die drei Buchstaben

Zunächst einmal: Tigers Jaw machen keinen Ach-so-berührend-authentisch-emotionalen Rock. Nein, Tigers Jaw machen Emocore, wie er damals Mitte der 1990 nicht anders klang, nur eben 20 Jahre später. Es ist Genre-Musik, und sie ist gut gemacht. Die Gitarren sind zurückgenommen, wenn sie zurückgenommen sein müssen: beim melodiösen Gesang in den Strophen. Und sie sind verzerrt, wenn sie Energie erzeugen sollen: im gequält geschrienen Refrain. Das Schlagzeug setzt präzise ein, bei "Softspoken" zum Beispiel. Die bekannten Bausteine wirken trotz dieser Präzision. Wie eine Ballade in aller perfekten Kitschigkeit dafür konzipiert ist, den HörerInnen ein Seufzen zu entlocken und das trotz der leicht durchschaubaren Struktur auch immer wieder tut, so ist Tigers Jaw als Emo konzipiert. Aber Sätze wie "Save The best / No consequence. / Then you walk away" oder "If I could frame you / It'd be the only way to keep you in one place / But I couldn't blame you for running away" funktionieren trotz dieses Korsetts.

Der präzise, leicht verschleppte Rhythmus bei "What would you do" wirkt fast hypnotisierend und hält die Stimmung auf einem konstant melancholischen Level. Hier werden professionell Knöpfe gedrückt, mit dem melancholisch gleichgültigen Gesang bei "What would you do", mit dem präzisen Schlagzeug, das bei "Cool" wie ein übermütiger Welpe durch das Lied prescht, bei "Hum" aber als laues Lüftchen über dem Gesang schwebt. Überhaupt liefern sich Gesang und Schlagzeug ein perfektes Tauziehen: Das Schlagzeug gibt den Takt vor und bremst rechtzeitig ab, wenn es droht, den Gesang zu überholen. Denn die Bühne gehört Ben Walsh und seinen poppigen Melodien. Sie sind für die Eingängigkeit verantwortlich. Mit der bauplanmäßig umgesetzten Struktur der Lieder machen sie "Charmer" zu einem ungemein mitreißenden Album. Zum mitreißendsten von Tigers Jaw bisherigen Alben. Eine konsequente Entwicklung.

Aber auch eine wunderbare Chance für die, die Emo zum ersten Mal hören. Für Jugendliche vielleicht, die gerade ihren Musikgeschmack abstecken und entdecken, dass Gitarre und Schlagzeug Taifune beschwören oder eine schützende Decke über frierende Schultern legen können. Sicher können sie das für einen Moment auch bei Unheilig und Justin Bieber. Der Taifun, den der Graf entfacht, wird sich aber schnell legen, die Decke des Bieber wird ebenso schnell den Wind der Post-Pubertät durchlassen. Die Energie von "Charmer" aber reicht, um die Musikbegeisterung der Jugend in die Adoleszenz hinein- und über die Hitparaden hinauszutragen.

(Kerstin Petermann)

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Highlights

  • Frame you
  • Teen rocket
  • Softspoken

Tracklist

  1. Cool
  2. Frame you
  3. Hum
  4. Charmer
  5. Nervous kids
  6. I envy your apathy
  7. Divide
  8. Slow come on
  9. Teen rocket
  10. Softspoken
  11. Distress signal
  12. What would you do

Gesamtspielzeit: 38:41 min.

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