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Banner Pilot - Souvenirs

Banner Pilot- Souvenirs

Fat Wreck / Edel
VÖ: 25.04.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Entdeckung der Eingängigkeit

Es dauert drei, vier Songs. Immerhin so lange. Dann hat "Souvenir" seinen Rhythmus gefunden. Nicht irgendeinen Rhythmus, nein. Seinen ganz speziellen. Sänger Nick Johnsons patentierte Schnittmengen-Stimme aus drei Vierteln Micky Maus und einem Viertel Chuck Ragan hat sich warmgenölt. Die Punkgitarren achteln saubere Achtelakkorde: tschakka-tschakka-tschakka-tschakk. Der Mann hinter der Schießbude muss nur kurz die Luft anhalten, die Augen zukneifen und beiden nur einen Startschuss vorgeben: peng! Und schon kommt die Maschine Banner Pilot ins Rollen. Hält nicht mehr an. Verhält sich wie einer dieser Sonntagsfahrer, die sowohl innerorts als auch außerorts einfach die 70 Kilometer pro Stunde durchtuckern. Kein Bremslicht leuchtet auf, wer Gas gibt, verliert. Schlenker links? Schlenker rechts? Ach, nö: Der Weg geradeaus ist das Ziel. Alles beim Alten also. Alles gut.

Banner Pilots "Souvenir" ist rational nicht zu erklären. Es ist die Art von Platte, die einem noch im Kopf rumspukt, wenn sie sich lange auf dem Teller ausgedreht hat. Wie die verblasste Erinnerung an den tollsten Tag am Baggersee ist sie wieder da, schaut vorbei und will wieder spielen und gespielt werden, bitte. Das ist bemerkenswert. Denn theoretisch ist jeder einzelne Song ab dem gutgelaunten "Modern shakes" so geradlinig gestrickt, dass auch Jugendbands auf Schulfesten ihn mühelos einüben könnten. Statt sich in ausufernden Pickingstudien zu verlaufen, schrubben die Gitarristen von Banner Pilot während "Heat rash" die eingängisten Powerchord-Folgen der Welt. Statt konfuse Synkopen- und Taktwechsel zu provozieren, spielt der Schlagzeuger in "Springless" ein paar Fills hier, ein paar Fills da, und gut ist. Das Highlight "Fireproof" hat seine Sache sowieso bei Jawbreaker und Blake Schwarzenbach gelernt. Der wusste schon vor zwanzig Jahren: Keep it simple stupid. Und alles wird Ohrwurm, alles wird Hit.

Es ist mehr als nur ein schmaler Grat, auf dem Banner Pilot sich bewegen. Es ist neben einer Gewaltdiskussion mit vielleicht das Unvernünftigste, was man als Mensch so versuchen kann. Denn zwischen so viel Eingängigkeit haben sich schon ganz andere verzettelt. "Effigy" heißt eine weitere jener Harmoniemanifeste auf "Souvenir". Und es sind vielleicht zwei hauchdünne Tonfolgen, zwei clevere Melodiewechsel, die hier letztlich den Unterschied machen: zwischen Treffer oder versenkt, zwischen nerviger Kindermelodie und coolem Scheiß, zwischen "Mach das bitte aus" und "Wer ist das, bitte?".

Zwei, dreimal scheitern Banner Pilot an ihrer eigenen Eingängigkeit, ihrem selbst auferlegten Diktat der kleinen Songs mit großem Gefühl. Es ist vielleicht ein Wunder, dass Fehltritte auf "Souvenirs" nicht öfter passieren. Vielleicht ist es gar sehr viel mehr als das: "Feel so disconnected all the time / So afraid this might be all there is", beklagt Dauermelancholiker Nick Johnson schon mal in den Songs. Alles Mist, verdammter. Im Schnitt drei Takte pro Herzschlag weiter, pünktlich zu den Refrains, umarmen Banner Pilot wieder die Welt, ihren Sänger – und ihre Songs. Ob groß, ob klein, ob lang oder kurz, ob eingängig oder kompliziert: Das muss Liebe sein.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Modern shakes
  • Fireproof
  • Springless

Tracklist

  1. Modern shakes
  2. Effigy
  3. Dead tracks
  4. Heat rash
  5. Fireproof
  6. Letterbox
  7. Shoreline
  8. Hold fast
  9. Colfax
  10. Springless
  11. Matchstick
  12. Summer ash

Gesamtspielzeit: 34:02 min.

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  • Banner Pilot (21 Beiträge / Letzter am 13.05.2014 - 20:43 Uhr)