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Dead By April - Let the world know

Dead By April- Let the world know

Spinefarm / Universal
VÖ: 21.02.2014

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Schaf im Wolfspelz

Darf Metal kommerziell sein? Und ist "kommerziell" nun gut oder böse? Diese Diskussion wird vermutlich schon seit den Gründervätern des Genres geführt. Eines Genres, das einst Rebellion gegen gängige Konventionen als wichtigstes Ziel ausgab. Während nun also Pragmatiker sagen, dass jede Band, die mehr als eine Handvoll Exemplare eines Albums mittels eines geeigneten Labels verkaufen will, in einer gewissen Kommerz-Schiene laufen muss, Kommerz also per se erst einmal ein notwendiges Übel ist, sehen die Hardliner in jedem Zugeständnis an den Fangeschmack zutiefst verwerfliche Umtriebe. Anbiederung, Kalkül, wissenschon. Was das mit Dead By April zu tun hat? Nun, die Schweden kamen 2007 quasi aus dem Nichts und trafen umgehend das Gespür zumindest des heimatlichen Massenmarktes. Ob nun kalkuliert oder nicht, sei dahingestellt, der Mix aus Modern Metal mit jeder Menge Pop-Appeal konnte durchaus gefallen und sorgte dafür, dass sich die selbst ernannte Boygroup gleich mehrfach die Charts von oben ansehen konnte.

Bei "Let the world know", dem nunmehr dritten Album, drängt sich allerdings der Gedanke auf, dass genau dieser Blick das vordringlichste Ziel beim Songwriting gewesen sein muss. Zunächst einmal ist der Eindruck ziemlich passabel. Typischer Modern Metal der Marke Sonic Syndicate trifft auf geradezu unverschämt eingängige Refrains, biestige Schreie auf poppigen Klargesang. Und in den ruppigen Momenten wie zu Beginn von "Empathy" erinnern die Schweden gar an ihre Landsleute von In Flames, wenn der neue Vokalist Christoffer Andersson ähnlich wie Anders Fridén die gute alte Göteborger Scream-Schule zitiert.

Eben dieses "Empathy" ist dann aber ein wunderbares Beispiel dafür, dass das Metal-Outfit nur Fassade zu sein scheint. Denn In Flames, um beim Vergleich zu bleiben, sind zwar in Relation zu ihren ersten Alben auch verdammt weichgespült geworden, aber Dubstep-Gerüttel und durch Harmonizer gebügelte Vocals? Das dann nun wirklich nicht. Und mit zunehmender Spieldauer wächst der Ärger. Immer eintöniger und anbiedernder wirken die Refrains, immer kalkulierter die Kompositionen. Djent ist gerade Megatrend? Okay, dann mal rein mit 'nem Meshuggah-Riff zu "As a butterfly". Klavier-Intros? Klar, gehen immer. Synthesizer-Geplucker als Ersatz für Riffs? Nur her damit.

Wenn man's positiv sieht, gehen Dead By April verdammt geschickt vor. Sie sind laut genug, um zumindest den Anschein von Kantigkeit zu erwecken. Und sie sind dabei so melodisch-poppig, dass diese Ruppigkeit niemandem wirklich weh tut, geschweige denn verschreckt. Zumindest daheim dürfte somit die nächste Platzierung in den oberen Regionen der Charts sicher sein. Die Crux bei "Let the world know" ist, dass die Schweden dabei dermaßen viele Trends zitieren, dermaßen darauf fixiert sind, alle Geschmäcker zu bedienen, dass die Platte schlicht unglaubwürdig ist. Schlimmer noch: Genau diese Mischung wird mit jedem weiteren Durchlauf immer pappiger, immer schwerer genießbar. Und das ist genau die Mixtur, die "kommerziell" eben schon immer zu einem Schimpfwort gemacht hat. Eben eine Mixtur, die lediglich das Ziel hat, den Massenmarkt zu stürmen, künstlerisch jedoch ziemlich wertlos ist.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Empathy

Tracklist

  1. Beautiful nightmare
  2. Abnormal
  3. Empathy
  4. Done with broken hearts
  5. As a butterfly
  6. Same star
  7. Let the world know
  8. Peace of mind
  9. Freeze frame
  10. Infinity x infinity
  11. My tomorrow
  12. Hold on
  13. Replace you

Gesamtspielzeit: 48:57 min.

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