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Re-Armed - Rottendam

Re-Armed- Rottendam

Eternal Sound / Membran
VÖ: 24.01.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Hass ich nicht lache

"Je, den Düwel ook." Gott segne die Welt des Extreme Metal. The more asi, the better. In keinem anderen Genre wird die renitente Beschwörung der menschlichen Grundwiderlichkeiten so herzlich infantil vollzogen wie hier. Was sich an schmackhafter Abartigkeit auf dem Cover des Zweitlings von Re-Armed tummelt, ist ein wohliges Schmunzeln wert. Saugkanäle, die von den verwesenden Mamillen einer sechszitzigen Zombie-Perle in eine dekadente Diarrhoe-Lache verlaufen, die als Stadt deklariert wird und mit Neonreklameleuchten ausgestattet ist, auf denen Wörter wie "whore" aufleuchten. "Welcome to Rottendam". Ein Moloch auf der fiktiven Topographie in den von Death Metal befeuerten Gehirnen fünf junger Mannekens aus Finnland, welche gut bebartet die verfickte Dekadenz unserer Zeit auf den tätowierten Arm nehmen.

Beta ist das neue Alpha und der Sex-Tourismus auf dem Gammelfleisch-Straßenstrich ist nicht mehr der Gleiche wie früher. Es empfiehlt sich immer ein verranztes Kondom mehr über dem knorrigen Zapfen. In diesem Sinne landen die HörerInnen auch gleich vor den Pforten des nebeligen, syphilisverkeimten "Dead light district" von "Rottendam", einem mit Glockenspiel, Streichern und gezupft-gesäuselten Gitarren versehenen Intro, das mit Ruhe jene Hölle heraufbeschwört, die Re-Armed mit ihrem Weihnachtsbraten-bei-Mama-Cover suggerieren. Und diese wird sogleich vom Titelsong eingeholt. Riffing auf Riffing, Böller auf Böller, Gegrunze auf Gegrunze, Double-Bass-Hagelschauer und knusprige Bratsoli: "You'll never rest in peace!" Verdammte Hacke, so muss das sein. Die Produktionswerte sind auf High End, der Spaßpegel trotz Muckertum auf höchstem Anschlag, Sozialkritik wird mit ordentlich Frittenfett gebraten, und der Rest ist eine hasserfüllte Abfahrt in die Gefilde von Death und wahlweise Thrash Metal.

"Putos muertos" verkündet dann, dass nur die Stärksten überleben, während die Welt in einem dreiminütigen Atemzug von Pestilenz unterzugehen scheint. Wer die Stärksten in dem besungenen Werte-Genozid denn eigentlich sind, ist im Grunde egal. Was zählt, ist die Gaudi über das perfekt aufgenommene Geboller, das jegliche Gehirnwände in den Grundmauern erschüttert. Wer Ohrenhaar besitzt, kann sich über eine dauerorgiastische Vibration des filigranen Flausches erfreuen. Schon die Titel sprechen Bände: "Hedonist", "Super animal", "Apocalypse postponed". Die Blutsuppe, welche die hypertrophen Titel unterlegt, ist mindestens so brachial wie die verquollenen sekundären Geschlechtsmerkmale der Schönheit auf dem Cover. Und wenn schließlich "Exile" atmosphärische 1980er-Outro einläutet, das nebenbei die schwülstige Schwüle der Elm Street einfängt, ist die auditive postkoitale Dekadenz dann doch wieder so groß, dass man zurück will in die verkorksten Straßen von "Rottendam". Also auf ein Neues.

(Peter Somogyi)

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Highlights

  • Rottendam
  • Putos muertos
  • Freak show

Tracklist

  1. Dead light district (intro)
  2. Rottendam
  3. Wracked
  4. Hedonist
  5. Super animal
  6. Putos muertos
  7. Apocalypse postponed
  8. Freak show
  9. Exiled (outro)

Gesamtspielzeit: 29:19 min.

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