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Perrecy - Du bist das Opfer

Perrecy- Du bist das Opfer

Timezone
VÖ: 11.10.2013

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Bloß nicht mozzen

Wer wollte nicht schon einmal jemand anders sein? Kein Problem. Man kann sich schließlich ein zweites Dasein per Rollenspiel zulegen oder sich im Forum von Plattentests.de als Troll ausgeben. Nur wenige gehen so weit, sich als Wiedergänger ihres jeweiligen Lieblings aufwendig zu kostümieren – sei es nun als Hobbit, Mr. Spock oder King Of Rock 'n' Roll. Und wenn selbst der meist lediglich gütig spottende Max Goldt einst bei Foyer Des Arts mit "Ein Elvis-Imitator auf dem Wege zu sich selbst" nur ein eher depressives Stück für diesen Menschenschlag übrig hatte, weiß man: Impersonatoren haben es oft schwer. Nicht so Perrecy. Der interpretiert bereits seit Jahren erfolgreich auf der Ukulele die Songs von Morrissey und den Smiths in deutscher Sprache und gibt sich dabei größte Mühe, seinem Idol auch optisch so nahe wie möglich zu kommen.

Und so präsentiert sich der Ingolstädter zu seinen geradezu perfide deckungsgleichen Coverversionen auf dem Cover in Anlehnung an "You are the quarry" als Mozzer-Lookalike mit Klampfe statt Maschinengewehr im Anschlag. Dessen treue Fans werden auf die Barrikaden gehen, während seine Gegner vor Häme grinsen. Und alle haben irgendwie Recht. Zwar reicht der Sound von Perrecy und seiner Backingband Co Marr, No Joyce und Dandy Rourke bei weitem nicht an die voluminösen Produktionen von Stephen Street oder Tony Visconti heran – dafür punktet der Bayer mit erstaunlichen Umdeutungen, verlegt "Panik" von den Straßen Londons in die Münchens oder ersetzt bei "Preußisch Blut, bayerisch Herz" den im Original geschmähten Oliver Cromwell durch Franz Josef Strauß. Dagegen sind Tomte mit "Wilhelm, das war nichts" Waisenknaben.

Ständig streut Perrecy (aber-)witzige Passagen in die mehr oder weniger eins zu eins übersetzten Songs ein, die fein säuberlich nach The Smiths und Morrissey solo getrennt sind. Aus einer Zeile des Herzreißers "There is a light that never goes out" wird kurzerhand "Und wenn ein Doppeldeckerbus / Fährt uns zwei zu Mus", statt "My baby goodbye" leistet sich "Meine Freundin liegt im Koma" ein "Nachwuchs, auf Wiedersehen" – und "The boy with the thorn in his side" hinkt als "Der Junge mit dem Dorn seitlich" sogar recht ungelenk daher. Und obwohl "Du bist das Opfer" keineswegs bloß eine launige Parodie, sondern vermutlich eine tief empfundene Hommage sein will, nagen mit der Zeit immer größere Zweifel am Hörer. Beabsichtigter Humor oder unfreiwillige Komik? Erweist das Resultat dem Meister die gebührende Ehre, oder beschädigt es bloß dessen Denkmal?

Es geht hier also nicht nur um Gut- oder Dooffinden, sondern um das Problem, Popmusik aus einem fremden in den eigenen Kulturkreis zu verpflanzen. Ist Perrecy am Ende genauso typisch deutsch wie der oft als übellauniger Sarkast auftretende Morrissey typisch britisch? Sind solche Kategorien zulässig, oder verbieten sie sich von selbst? Braucht irgendjemand diesen, nun ja, Tribut überhaupt? Ein Album, das mehr Fragen aufwirft, als es Antworten gibt. Immerhin fallen dabei genug köstliche Stilblüten ab, auch wenn diese häufig der aus Singbarkeitsgründen verqueren Satzstellung geschuldet sind. Und für die gallige "Unhappy birthday"-Version "Alles Schlechte zum Geburtstag" oder die rumpelnde "Still ill"-Variante "Noch kränklich" möchte man Perrecy dann doch fast umarmen. Denn der Himmel weiß: So miserabel ist "Du bist das Opfer" nun nicht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Da ist ein Licht das niemals erlischt
  • Noch kränklich
  • Manch Frauen sind dicker als andere
  • Alles Schlechte zum Geburtstag
  • Haarschneider auf Flamme
  • Preußisch Blut, bayrisch Herz

Tracklist

  • CD 1
    1. Da ist ein Licht das niemals erlischt
    2. Dieser charmante Mann
    3. Der Himmel weiß jetzt geht es mir schlecht
    4. Noch kränklich
    5. Wilhelm, es war wirklich gar nichts
    6. Wie bald ist nun?
    7. Bitte, bitte, bitte, lass mich kriegen was ich will
    8. Der Junge mit dem Dorn seitlich
    9. Frag
    10. Halb-e-Person
    11. Panik
    12. Manch Frauen sind dicker als andere
    13. Stopp mich wenn Du glaubst dass Du dieses Ding schon kennst
    14. Langfinger dieser Welt vereint Euch
    15. Alles Schlechte zum Geburtstag
    16. Meine Freundin liegt im Koma
  • CD 2
    1. Velourskopf
    2. Der Alltag ist wie Sonntag
    3. Ich weiß sehr wohl wie ich meinen Namen bekam
    4. Haarschneider auf Flamme
    5. November schuf ein Untier
    6. Bavarian Front Disko
    7. Preußisch Blut, bayerisch Herz
    8. Der erste der Jungs der starb
    9. Zum Empfang bereit
    10. Alles was Ihr braucht bin ich
    11. Dieser charmante Mann (Bonus Track)
    12. Der erste der Jungs der starb (Bonus Track)
    13. Haarschneider auf Flamme (Bonus Track)
    14. Manch Frauen sind dicker als andere (Bonus Track)
    15. Meine Freundin liegt im Koma (Bonus Track)
    16. Panik (Bonus Track)
    17. Noch kränklich (Bonus Track)
    18. Velourskopf (Bonus Track)
    19. Preußisch Blut, bayerisch Herz (Bonus Track)
    20. Da ist ein Licht das niemals erlischt (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 112:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
@haha
2014-01-16 15:40:55 Uhr
Ich bin natürlich gay, also auch typisch deutsch.
@haha
2014-01-16 09:44:29 Uhr
Deine Reaktion darauf ist "typisch deutsch". Nicht gönnen wollen, eine gute Idee nicht anerkennen, rummaulen. Und denken, der Checker zu sein - und es nicht sein.
haha
2014-01-16 09:34:44 Uhr
Typisch deutsch: Kann nicht singen, kann nicht Instrumente spielen, kann gar nichts. und denkt er ist witzig. fehler.

Castorp

Postings: 2788

Registriert seit 14.06.2013

2014-01-16 04:21:30 Uhr
@Har:
Geht mir genauso: ich würde auch gerne wissen, ob El Moz das so prickelnd findet wie ich. :)

Wie bald ist nun?
na bitte
2013-10-31 12:23:51 Uhr
pt wird das wohl auch bald rezensieren, schätze ich mal.
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