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Sophie Hunger - The rules of fire

Sophie Hunger- The rules of fire

Two Gentleman / Rough Trade
VÖ: 06.12.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Funken-Sophiechen

Ah, nichts geht über eine schöne Metapher. Feuer, ist das nicht ein fabelhaftes Bild für Live-Konzerte? Am Anfang muss der Funke überspringen, sonst wird man als Besucher nicht das Feuer der Leidenschaft empfinden. Dann ist so ein Konzert auch oft eine wärmende, ja oft geradezu heiße Erfahrung, je nachdem wie dicht gedrängt man zwischen Menschen stehen muss. Und wenn am Ende das Licht verlischt, lodert die Musik oft noch wie alte Glut in einem weiter. Und dass in Sophie Hunger, die mit ihren Musikern in den letzten sechs Jahren von kleinen Bühnen in der Schweiz mit unzähligen Auftritten diverse Festivals erobert hat (die Webseite listet für 2013 für jeden Monat zwischen fünf und zehn Auftritten), offenbar ein Feuer für Live-Auftritte brennt, ist offensichtlich.

"Shape" vom 2. Album "Monday's ghost" ist sicher eine gute Wahl für den Start in den Live-Kosmos der Schweizerin, dessen Grundtöne von Jazz und einem folkigen Gitarrenpop geprägt sind. Die Aufnahmen stammen durchgehend aus dem Jahr 2013, jedoch von einer Vielzahl Veranstaltungsorte. Alle Stücke wirken, als wären sie beim gleichen Konzert aufgenommen worden. Dem Aufnahmezeitpunkt entsprechend sind die meisten Songs im Arrangement sehr nahe am letzten Studioalbum "The danger of light". Durch den Ausstieg von Trompeter Michael Flury, der auf den Aufnahmen der Tour 2013 schon nicht mehr dabei ist, bleiben mehr Freiräume für die Instrumente, die auf den Studioalben im Vergleich mit der prägnanten Horn-Sektion nicht so im Rampenlicht standen. So finden sich beispielsweise in "Das Neue" einige Klavierimprovisationen, die auch vom Publikum ausreichend gewürdigt werden. Manche Lieder, die auf den Studioalben stark von der Trompete geprägt sind, wie etwa "Drainpipes", fehlen ganz, während in anderen Stücken (z.B. in "Citylights forever") kräftiger Gitarreneinsatz, Cello oder (wie in "1983") die Bandmitglieder als Chor aushelfen.

Das Paket "Rules of fire" hat neben dem regulären Live-Album auch noch ein sogenanntes Archiv zu bieten, das ebenfalls aus Live-Aufnahmen besteht, die zwischen 2008 und 2012 eingespielt wurden. Insgesamt finden sich auf beiden CDs sieben Songs, die nicht auf den regulären vier Alben zu finden sind, live aber zurecht auf dem Programm stehen. Die Aufnahmen im Archiv wirken insgesamt etwas zerbrechlicher, aber das kann auch daran liegen, dass hier die reduzierten Stücke (meist nur Gitarre oder Klavier und Gesang) deutlich überwiegen. Man merkt hörbar, wie die kammerartigen Lieder, so "Walzer für Niemand", live durch das Cello an Volumen gewinnen. Die Version von "Rise and Fall" lässt einen sehr viel unmittelbarer erfahren, wie klein der Schritt von Verletzlichkeit zu Wut ist. Diese Wechsel zwischen ruhigeren und wilden Stücken, ob jazzig oder rockig finden sich immer wieder, in der Liedauswahl wie in den einzelnen Songs selber.

Dabei ist nie ganz klar, wie nah Text und Musik dem Menschen Sophie Hunger sind: Immer ist da diese Raffiniertheit wie ein Schild dazwischen. Da hilft einem auch das fein bebilderte Booklet mit Interview nicht weiter und ebensowenig die DVD-Dokumentation, die neben Auftritten und Songs auch Begegnungen backstage und abseits der Bühne bieten. Aber hier bekommt man noch einmal die namensgebenden 10 Regeln von Frau Hunger selbst präsentiert, wenn man sie im Booklet übersehen haben sollte. Wie ernst diese Regeln zu sehen sind, wird sie nach Regel No.3 wohl nicht erklären. Aber eines ist jedenfalls klar: allem "Never try to please" zum Trotz zündet diese Zusammenstellung sehr.

(Holger Schauer)

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Highlights

  • Nüt
  • 1983
  • Travelogue

Tracklist

  1. Shape
  2. Das Neue
  3. Souldier
  4. Citylights forever
  5. Heharun
  6. Take a turn
  7. My oh my
  8. 1983
  9. Likelikelike
  10. Can you see me?
  11. Leave me with the Monkeys
  12. Z'Lied vor Freiheitsstatue Nüt
  13. Headlights
  14. Lovesong to everyone
  15. Travelogue
  16. Rise and fall
  17. It's alright Ma (I'm only bleeding)
  18. Avec le zemps
  19. Spiegelbild
  20. Walzer für Niemand
  21. Hotel Belfort
  22. Letter to Madonna

Gesamtspielzeit: 93:52 min.

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