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Sunrise Avenue - Unholy ground

Sunrise Avenue- Unholy ground

Polydor / Universal
VÖ: 18.10.2013

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Wie altes Frittierfett

Irgendwann hat mal irgendjemand – vermutlich so jemand wie Bill Haley oder so – Rockmusik erfunden. Wild sollte es sein, rebellisch auch, sie sollte die jungen Leute zum Tanzen bringen und ihnen eine Weltsicht vermitteln, in der es vollkommen okay war, mit den Konventionen zu brechen. Rockmusik war das Spielfeld der Jungen und Mutigen, des Exzesses und der Lust. Wenn die Erfinder dieses Genres wüssten, was sich 2013 alles Rockmusik schimpfen darf, sie würden wie tollwütige Derwische in ihren Gräbern rotieren.

Ta-dah: Sunrise Avenue sind zurück und mit ihnen – zum Leidwesen aller – auch elf neue Songs. Die vier Finnen, die sich in Funk und Fernsehen doch so gerne als kernige Rocker inszenieren, veröffentlichen dieser Tage ihre vierte Platte "Unholy ground" und machen damit all diejenigen glücklich, für die Rock niemalsnie gedacht war. Ihre Stücke waren und bleiben Pop-Rock-Abziehbilder, die mit den handelsüblichen Rockismen hantieren, ohne auch nur eine Spur von eigener Identität zu entwickeln. Sunrise Avenue verhandeln dabei Gefühle, die ein Mensch nicht fühlen kann. Ihr Rock ist so kalkuliert, dass sich selbst Cyborgs verarscht vorkämen. Wer das hier dann auch noch für ehrliche Musik hält, der hält auch Rosamunde Pilcher für echte Literatur.

Nichts an Sunrise Avenue ist jedenfalls "echt", "authentisch" oder auch nur im Ansatz interessant. Ihre Stücke sind Formeln, die sich rein schematisch wie ein Pferdeapfel dem anderen gleichen. Das befindlichkeitsfixierte Vokabular des neuen Voice-of-Germany-Jurors Samu Haber entspricht dem eines fünfzehnjährigen Durchschnittsschülers, der mittels Tagebuch-Poesie versucht, seine Gedanken in Platzpatronen zu füllen, um diesen pathetischen, frittenfettschmierigen Schmarrn in den Äther zu schießen, wo er sich dann spätestens als genau das entpuppt, was er immer war, stets ist und auch auf ewig bleiben wird: eine Sammlung leerer, inhaltsloser Schablonen, geschult an den schlechtesten Momenten von U2, 3 Doors Down oder Bon Jovi. Musik zum Abgewöhnen.

Während der gut vierzig Minuten Spieldauer hat man eine Menge Zeit, sämtliche Sünden der Vergangenheit zu durchdenken, schließlich drückt die Frage, weswegen man all das hier verdient hat. Wie viele Rezensionen habe ich zu spät abgegeben? Wie oft habe ich während Physik-Klausuren gespickt? Und wie viele tausend Male höllisch geflucht, weil zum Beispiel der eigene Verein unverdient gegen irgendeine Kackmannschaft verloren hat? Doch letzten Endes führt das alles zu nichts. Sunrise Avenue veröffentlichen ein weiteres Ärgernis, dass die eigenen Karrieretiefpunkte noch einmal mit traumwandlerischer Sicherheit unterbietet. Bittere Schnulzigkeiten wie "Girl like you" oder "If I fall" können doch um Himmels Willen nicht ernst gemeint sein, aber selbst als Scherz wären sie nicht zu gebrauchen. Hier, innerhalb dieser elf Songs, wird Rock im Speziellen – und Musik im Allgemeinen – abgeschafft, mit Füßen getreten und verhöhnt. Dieses Album macht betroffen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

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Tracklist

  1. Unholy ground
  2. Lifesaver
  3. Little bit love
  4. I can break your heart
  5. Hurtsville
  6. Letters in the sand
  7. Girl like you
  8. If I fall
  9. Aim for the kill
  10. Don't cry (Don't think about it)
  11. Afraid of the midnight

Gesamtspielzeit: 40:12 min.

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