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Luder - Adelphophagia

Luder- Adelphophagia

Small Stone / Cargo
VÖ: 11.10.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fettrock

Es brummt, es zischelt, es schwirrt. Es klingt, wie siedendes Fett klingen würde, wenn man sich angesichts hochfrequenten Hörverlustes tief über den Pfannenrand beugen würde. Ja, auch der gute alte Grunge, Stoner und Noiserock hatte sein soundästhetisches Potenzial – nur leider ist er im einen wie im anderen Fall viel zu häufig zur Pose erkaltet. Detroits Luder schaffen hier mit ihrem Zweitwerk "Adelphophagia" Abhilfe. Obwohl bereits Mitte der 1990er Jahre zur Vorgängerband Slot sträflich missachtet, würde ein "Besser spät als nie" dem Selbstbewusstsein dieser Band allerdings kaum gerecht. Denn davon haben Luder hörbar eine ganze Menge – anscheinend aber auch ein Identitätsproblem: "Luder is not stoner rock" prangt als Header auf ihrer Webseite. Sorry, aber trotz erwähntem Hörschaden lassen wir uns diesbezüglich lediglich auf ein "Nicht nur" runterhandeln. Denn die Stärke von "Adelphophagia" steckt ebenso im Schleppgroove wie im Beharren auf Bluesschema und dessen atmosphärischer, teils gar postrockender Auflösung.

Zum groovenden Stoner-Grunge (ha!) des Openers "Never liked you" klingt Sängerin Sue Lott, als hätte Blackmails Kurt Ebelhäuser noch weniger Einsehen gehabt und Aydo Abays Gesang einfach mal ganz nach hinten gemischt. Das passt, denn trotz aller Popfragmente sind Luder doch weitaus mehr an fünf- bis zehnminütigen wabernden und krachigen Ausbrüchen interessiert. Dabei kennen Songs wie "Heartfelt" oder "Dirge" jedoch kaum Instrumentenschlachten. Solosprengsel finden kaum einmal an der Oberfläche statt, sondern wuseln eher harmonisch ungefährdet und mit Spacerock-Effekten versehen durch den Hintergrund. Lotts Bass gibt in zweitaktigen, knarzenden Läufen die Marschrichtung vor. Und auch Schlagzeuger Eric Miller zeigt zwar, was er kann und hat, bleibt aber auch der Punktlandung auf der Eins überaus treu.

Dass Luder dabei Lotts gleich im zweiten Song "Astrolabe" ins Ätherische entwischenden und fortan dort bleibenden Gesang nicht als großen Konterspieler etablieren, ist ein weiteres Plus einer Platte, die in all ihren Kräuternebel-Riffstudien gewiss auf einer Klippe tanzt, jedoch zu keiner Note ins Altbackene abschmiert. Beinahe jedenfalls, denn leider klingt das David-Bowie-Cover "I'm afraid of Americans" dann doch ziemlich genau so, als hätte eine mittelbegabte Crossover-Band der frühen 1990er Jahre ihre Probeaufnahmen auf mächtig dicke Hose nachproduziert. Das passt so wenig auf dieses Album, dass es beinahe schmerzt und auch der erneut wunderbar verschleppte Beat des abschließenden "Remember what I said" Mühe hat, diesen einzigen Fehltritt auszubügeln. Macht aber alles nichts, denn trotz Ohrenschadens kann man sich auf "Adelphophagia" kaum verhören. Zu dicht der Sound, zu groß das Potenzial – und viel zu heiß das Fett.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Astrolabe
  • Heartfelt
  • Dirge

Tracklist

  1. Never liked you
  2. Astrolabe
  3. One eye
  4. Heartfelt
  5. Ask the sky
  6. You try it
  7. Dirge
  8. I'm afraid of Americans
  9. Remember what I said

Gesamtspielzeit: 64:49 min.

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