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The Icarus Line - Slave vows

The Icarus Line- Slave vows

Agitated / Cargo
VÖ: 16.08.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf den Geist

"Die sehen doch alle aus wie Mötley Crüe!" Wen Joe Cardamone wohl meint? Die erste Reihe bei einem Konzert von, na ja, Mötley Crüe? Gar die stets geschmackssicheren Redakteure von Plattentests.de? Weit gefehlt: Glaubt man dem Mastermind von The Icarus Line, ist es der Rock'n'Roll allgemein, in dem heutzutage (wieder) spandexhosentragende Hampelmänner das Sagen haben. Ganz im Gegensatz dazu machte Cardamone 2011 auf dem Cover von "Wildlife" im Jackett mit nichts drunter einen zwar reichlich angeschlagenen, aber auch äußerst unglamourösen Eindruck. Für seine Band galt bei psychotischen Songs wie "We sick" das gleiche: ein bisschen Rotz und Glibber, kein bisschen glitzer-glitzer. Erst recht nicht auf "Slave vows", in dessen Artwork zwei weißglühende Gespenster den Platz des Frontmannes eingenommen haben. Und es würde nicht verwundern, wenn diese geisterhafte Inkandeszenz direkte Folge des fünften Albums der Kalifornier wäre. Das macht nämlich heiße Ohren.

Dabei fängt mit der Überlänge des wälzenden Doom-Schleichers "Dark circles" alles noch recht harmlos an – seit dem zehnminütigen 1969er The-Stooges-Stück "We will fall" ist man eben einiges gewohnt. Doch spätestens bei den mitunter schmerzenden Feedback-Freakouts von "Marathon man" kann das Durchhaltevermögen eines ebensolchen nicht schaden. Cardamone aber schnallt nur die Gitarre enger und grient schadenfroh: "All these pussies with their problems are a waste of time / It's a pleasure to amuse you, the pleasure is on mine." Garagiger Noise-Rock mit einer Durchschlagskraft, die Sonic Youth als "Expressway to your skull" beschrieben hätten, ist nun einmal kein Kindergeburtstag auf dem Ponyhof. Wie zum Beweis stampft das hinterhältige "Don't let me save your soul" zunächst trocken auf und bricht dann in atemloses Stakkato aus und verbreitet "No money music" in nur 120 Sekunden mit dröhnender No-Wave-Pastiche Massenpanik auf engstem Raum. So eilig hatte es nicht einmal Suicides "Ghost rider".

Geschenkt, dass die groovigen Anwandlungen des Vorgängers auf "Slave vows" komplett fehlen – sie würden vermutlich ohnehin nur unter dem vernichtenden Getöse des praktisch permanent durchgetretenen Wah-Wah-Pedals verschüttet, das selbst den beiden Gespenstern zuweilen gehörig auf den Geist gehen dürfte. Doch vielleicht sollte man auf einem Album, gegen das selbst ein grober Klotz ein sanftes Ruhekissen ist, einfach nicht nach potenziellen Singles oder gar Hits suchen, sondern sich stattdessen hüten, den gleichen dreckigen "City job" wie The Icarus Line anzunehmen, zumal Ohropax wahrscheinlich nicht gestellt werden. Und falls jemand beim ruinösen Gefauche von "Laying down for the man" tatsächlich ans Probeliegen im Wasserbettengeschäft denkt, hat Cardamone im rotierenden Abschluss "Rats ass" noch eine ernüchternde Weisheit parat: "Being in love is being fucked." Nein, schön im eigentlichen Sinne ist "Slave vows" nicht. Aber das sind Mötley Crüe schließlich genausowenig.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Don't let me save your soul
  • Rats ass

Tracklist

  1. Dark circles
  2. Don't let me save your soul
  3. Marathon man
  4. Dead body
  5. No money music
  6. City job
  7. Laying down for the man
  8. Rats ass

Gesamtspielzeit: 45:08 min.

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