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Girls In Hawaii - Everest

Girls In Hawaii- Everest

62 TV / Naive / Indigo
VÖ: 20.09.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Trauer zum Trotz

Es ist ein komisches, gespenstisches Gefühl, das sich breitmacht während der ersten Klänge von "Everest". Das dritte Album der belgischen Formation Girls In Hawaii startet mit dem zurückhaltenden Opener "The spring" ungewohnt ruhig, und trotz des offensichtlichen Schmerzes zwischen den Zeilen umgibt das Stück eine Wärme, die sich kaum in Worte fassen lässt. Fünf Jahre nach "Plan your escape" hat sich so einiges getan bei den Herrschaften, und während das bei der Zeitspanne ja eigentlich nicht verwunderlich ist, nimmt die Tiefe des Abgrundes, in den die Band blicken musste, den Hörer beim Lauschen von "The spring" emotional ganz schön mit. Nach der Veröffentlichung des letzten Albums machten einige Mitglieder ihr eigenes Ding, darunter auch Drummer Denis Wielemans, dessen Bruder Antoine ebenfalls bei Girls In Hawaii spielt. Als Denis auf dem Heimweg von einem Konzert seines Nebenprojekts Hallo Kosmo war, wurde er in einen Autounfall verwickelt und verstarb im Alter von gerade mal 28 Jahren im Mai 2010.

Diese schmerzhafte Erfahrung, die die Band verständlicherweise fast zum Aufgeben gebracht hätte, zieht sich wie ein roter Faden durch "Everest". Düsterer klingt es oft, stellenweise reservierter. Die Stücke, die nicht nur vom Tod geliebter Menschen handeln, sondern auch vom sprichwörtlichen Überleben oder Zurückgelassenwerden der Angehörigen und vor allem vom unbändigen Willen, das Beste aus dem Leben zu machen, lassen die Hoffnung trotz aller Traurigkeit niemals aufgeben. Umso überraschender, aber auch befreiender wirkt dann ein Song wie die Pop-Hymne "We are the living", der nach dem gleichermaßen gelungenen wie schwermütigen Start, beinahe ausgelassen wirkt. Und manchmal braucht es eben traurig-mystische Stories, erzählt etwa im sphärischen "Mallory's height", um nachhaltig Gänsehaut zu verursachen. Die wahre Geschichte zweier britischer Bergsteiger, die in den 1920ern den Mount Everest besteigen wollten und kurz vorm Erreichen der Spitze einfach verschwanden, wirkt angesichts der tragischen Bandgeschichte fast wie eine Metapher auf das Leben und den unmittelbar dazugehörenden Tod.

Tiefschwarz dagegen klingt "Here I belong", das sich ganz direkt mit dem Tod des Schlagzeugers auseinandersetzt. Fast ein wenig abwesend wirkt Antoine Wieleman, wie er zu Beginn zur Akustikgitarre von der letzten Nacht mit seinem Bruder berichtet und nur langsam wirklich anfängt zu singen. Tief klingt seine Stimme, und spätestens beim mehrstimmigen Gesang im Refrain und dem Satz "I don't know / Where you've gone / Now" wird der Knoten im Hals immer größer. Da kommt das folk-poppige "Head on" gerade recht, zu dessen lockerer Melodie die Trauer der Aufbruchstimmung weicht und das Licht am Ende des Tunnels Stück für Stück näher kommt. Mit dem psychedelischen "Wars" endet "Everest" schließlich auf reservierte Weise, aber auf hohem Niveau. Wie die Band es geschafft hat, dieses Album überhaupt zu produzieren, ist mit Blick auf die ungeheure emotionale Wucht der Songs beinahe verwunderlich. Dass sie ihre Trauer in etwas Positives umwandeln konnten, ist natürlich dennoch gut für sie — und für uns.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • The spring
  • Here I belong
  • Head on

Tracklist

  1. The spring
  2. Misses
  3. We are the living
  4. Changes will be lost
  5. Switzerland
  6. Here I belong
  7. Not dead
  8. Mallory's height
  9. Head on
  10. Rorscharch
  11. Wars

Gesamtspielzeit: 48:14 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 3756

Registriert seit 14.06.2013

2017-07-18 08:55:21 Uhr
mit neuer Single, neuem Album am 29.9.17 und Tour im Herbst/Winter! Wunderbar. Everest ist zeitlos schön.

manukaefer

Postings: 252

Registriert seit 16.06.2013

2015-07-03 09:02:23 Uhr
Gudes Album

Mainstream

Postings: 1864

Registriert seit 26.07.2013

2015-03-29 12:40:33 Uhr
Höre ich noch immer.

Mainstream

Postings: 1864

Registriert seit 26.07.2013

2014-11-14 21:25:53 Uhr
Not Dead ist eine Perle unter lauter Edelsteinen. Traurig, dass solchen Bands nur wenig Aufmerksamkeit zukommt.

carpi

Postings: 1468

Registriert seit 26.06.2013

2014-02-28 22:00:57 Uhr
Die Single "Misses" ist genial, Switzerland und Mallory's Heights auch sehr schön, für die 8 fehlt aber noch ein wenig.
Nach drei Veröffentlichung haben sie noch nie enttäuscht, sodass sich die Mannheimer freuen können, da sie beim Maifeld-Derby dabei sein werden.
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