Caro Emerald - The shocking miss Emerald
Polydor / Universal
VÖ: 03.05.2013
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Die Ewiggestrige
Wie verdammt schwer es manchmal sein kann, einen vernünftigen Einstieg in einen Text zu finden, wenn die Künstlerin so rein gar nichts den Gossip- und Boulevardspalten zu erzählen hat! Caro Emerald ist, obwohl schon aus Gründen der musikalischen Corporate Identity bei öffentlichen Auftritten auf einen bestimmten Klamottentyp festgelegt, tatsächlich eine richtige Sängerin, die vor allem abseits der Klatschpresse funktioniert. Trotzdem wird hier in Sachen Marketing natürlich nichts dem Zufall überlassen. Wenn Emerald schon in seligen 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrtausends schwelgt, dann eben auch als Gesamtpaket. Da würde man wahrscheinlich zu einem Song wie "Paris", in dem Emerald natürlich auch französisch singt, wahrscheinlich mit Baskenmütze und Baguette auf der Bühne stehen.
Auch dieses zweite Album wirkt ähnlich wie das Debüt Deleted scenes from the cutting room floor erfrischend lockerleicht dahingespielt und tobt sich ganz entspannt aus. Je nachdem, was gerade gebraucht wird, schwingt das musikalische Pendel Richtung Cabaret, Swing, Jazz oder in eine etwas andere Ecke wie in der ersten Single "Tangled up", die mit ein paar subtilen Scratches und Flaniercharme ganz stark zum modernem Pophit gedrückt wird. Ist ja auch klar, soll sich schließlich gut verkaufen. Die meisten anderen Songs laben sich an ihrem Retro-Dasein, dessen Relevanz wir mittlerweile längst überwunden glaubten. Aber das ficht die Holländerin nicht an, die macht einfach das, worauf sie Lust hat. Und wenn das Ergebnis gestriger als ein altes Brot ist, dann ist das eben so. In "Black valentine" gibt Emerald die verführerische, dunkle Unbekannte aus einem Film Noir und wickelt mit einer ganzen Menge Sexappeal die Herren um den Finger. "I belong to you" ist der James-Bond-Moment dieser Platte, den eine Amy Winehouse wahrscheinlich mit etwas mehr Destruktivität gefüllt und bei den Worten "The afterglow / that's down below" das komplette Album in den Höllenschlund gerissen hätte.
Nicht so Caro Emerald, die bleibt mit einem netten Lächeln schön oben auf, schneidet den Weg nach unten nur kurz und verpasst es damit, "The shocking miss Emerald" eine Tiefe abseits dieses durchaus hörbaren Radio-Mainstreams zu geben. Hier wäre so viel möglich, umgesetzt ist es leider zu oft nur halbgar. Um das nochmal deutlich hervorzuheben: Die Emerald, die kann wirklich was, die ist nicht nur so ein Püppchen, das die Bühne möglichst schick ausschmücken soll, während im Hintergrund ein Schmierlappen vom Schlage eines Frank Farian die Puppen tanzen lässt. Immerhin.
Highlights
- Black valentine
- I belong to you
Tracklist
- Miss Emerald: Intro
- One day
- Coming back as a man
- Tangled up
- Competely
- Black valentine
- Pack up the louie
- I belong to you
- The maestro
- Liquid lunch
- Excuse my french
- Paris
- My two cents
- The wonderful in you
Gesamtspielzeit: 48:52 min.
Referenzen
Laura Jansen; Duffy; Amy Winehouse; Adele; Joss Stone; Nikka Costa; Gabriella Cilmi; Corinne Bailey Rae; Paloma Faith; Fiona Apple; Macy Gray; Pixie Lott; The Supremes; Nina Simone; Nelly Furtado; Alicia Keys; Jolie Holland; Tori Amos; Aimee Mann; Nina Nastasia; Emilíana Torrini; Nancy Sinatra; Frank Sinatra; Dean Martin; Joni Mitchell; Billie Holiday; Tom Waits; Lisa Germano; Aura Dione; Roy; Amy MacDonald; Heather Nova