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Rhye - Woman

Rhye- Woman

Polydor / Universal
VÖ: 01.03.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Unter der Decke

Zwei schwitzende, sicherlich wohlriechende Körper halten sich eng umschlungen, sie spürt seinen heißen Atem auf ihrer sanften Haut. Bedeckt werden die beiden lediglich von weißer Samtbettwäsche. Sie tauschen zärtliche Küsse aus, er streicht ihr die blonden Strähnen hinters Ohr. Ihre Körper bewegen sich rhythmisch hin und her, sie drehen und winden sich, nur um sich schlussendlich zu vereinigen. Was sich hier vielleicht liest wie ein Soft-Erotik-Roman für frustrierte Hausfrauen aus Bietigheim-Bissingen, ist in Wirklichkeit die visuelle Umsetzung des Songs "Open" in Form eines ästhetisch ansprechenden Videoclips, der unmissverständlich klarmacht, dass es bei Rhye vor allem um das Eine geht.

Rhye, das ist ein weitgehend heimatloses, kosmopolitisches Duo, bestehend aus dem Kanadier Mike Milosh und dem Dänen Robin Hannibal. Gemeinsam haben die beiden in den letzten Jahren an ihrem verführerischen Entwurf zart besaiteten Soul-Pops gebastelt, der allein schon aufgrund der Stimme auffällt. Wer nämlich meint hier singe eine Frau, liegt falsch. Miloshs Stimme klingt äußerst feminin, erinnert in manchen Momenten an Sade, während die Musik auf jeglichen Krimskrams verzichtet. Rhye spielen sehr konzentrierte, reduzierte Musik, die sich trotz ihrer Wärme immer ein gewisses Maß an Distanz bewahrt.

Besonders fein sind vor allem jene Stücke, in denen Rhye smoothe 80er-Momente aufleben lassen, softpornöse Pop-Augenblicke kreieren, die in ihrer zarten Aura vor allem Schönheit ausstrahlen. Das fantastische "Open" wäre ein ebensolches Stück: Verhaltene Bläser agieren im Hintergrund, ein leiser Beat streicht durch die Szenerie, während sich Milosh mit viel Zerbrechlichkeit in der Stimme divenhaft inszeniert: "I wanna make this plain / Oh I know you're fading / But stay, don't close your hands."

Das auf einem Piano-Akkord tänzelnde "The fall" fokussiert sich natürlich auch wieder auf die Liebe, schließlich ist diese das absolut zentrale Thema in den Stücken des Duos. Ganz egal, ob sie sich auf der rein körperlichen Ebene abspielt oder als tatsächlich empfundenes Gefühl vorliegt. Auch im weiteren Verlauf verlieren sich Rhye in den Untiefen der betonten Emotionalität und auch wenn sie nicht mehr die Finesse der ersten beiden Stücke erreichen, bleibt ein starker Eindruck.

"One of those summer days" generiert sich als stilvolle Dreampop-Verbeugung, die an Deerhunter und Konsorten erinnert, "Shed some blood" lässt hingegen die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings auf den noch winterlichen Gemütern tanzen. "Woman" ist folglich viel mehr als eine schöne Hülle, überzeugt vor allem, weil es eben nicht eine reine Behauptung bleibt. Man spürt die Tränen, das Blut und den Schweiß, der diese Songs beseelt. Rhye wandeln mit dieser Platte sicherlich auch das ein oder andere Mal am Rande des Pathos. Wer mitläuft, sieht aber vielleicht, wie die Zärtlichkeit höchstselbst leicht errötet.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Open
  • The fall
  • Verse

Tracklist

  1. Open
  2. The fall
  3. Last dance
  4. Verse
  5. Shed some blood
  6. 3 days
  7. One of those summer days
  8. Major minor love
  9. Hunger
  10. Woman

Gesamtspielzeit: 34:35 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

saihttam

Postings: 2360

Registriert seit 15.06.2013

2015-05-31 01:24:13 Uhr
Immer noch ein tolles Album für die Nacht. Man kann so gut darin schwelgen.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2014-08-10 20:04:47 Uhr
Jetzt erst entdeckt, sehr stark. Dass ich mal mit kidd einer Meinung bin...

Keyler

Postings: 8

Registriert seit 13.06.2013

2013-06-17 04:17:26 Uhr
Ohne schlechtes Gewissen könnte ich 9/10 geben. Was für eine Stimme...
Girl
2013-05-18 12:16:54 Uhr
Hä? Daft Punk Disco?????

Wasch dir mal die Ohren. Rhye machen eher gefälligen Soulpop.
captain kidd
2013-05-18 11:20:52 Uhr
letztlich das besser daft-punk-disco-album...
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